Notfallstation: Intervention reduziert Suizide um fünf Prozent
Providence – Mit zusätzichen Maßnahmen ist es gelungen, suizidgefährdete Patienten in der Notfallaufnahme von einem Selbstmordversuch abzuhalten. Von fast 1.400 Betroffenen aus acht Krankenhäusern reduzierte eine mehrstufige Intervention die Suizidrate absolut um fünf Prozent verglichen mit dem Standardvorgehen, und die Suizidversuche nahmen um etwa 30 Prozent ab. Die Ergebnisse der Forscher der Brown University wurden in JAMA Psychiatry veröffentlicht (2017; doi: 10.1001/jamapsychiatry.2017.0678).
Zwei von fünf Menschen, die sich selbst das Leben nehmen, waren im Jahr zuvor auf einer Notfallstation, 15 Prozent davon aufgrund von Selbstverletzungen. Viele Krankenhäuser in den USA haben daher bereits ein Screening eingerichtet, jedoch ohne psychiatrische Stationen zu involvieren, kritisieren die Autoren des Editorials zur Studie. Ebenso wenig sei der Nutzen des Screenings untersucht worden, was die aktuelle Studie jetzt nachholt.
Die Studie wurde in drei Phasen durchgeführt. Phase eins diente als Kontrolle. Zwischen August 2010 und Dezember 2011 durchliefen 497 Patienten die Notfallstation mit den üblichen Vorkehrungen. Diese beinhalten ein initiales Risikoscreening und telefonische Kontaktaufnahmen über trainierte Call-Center-Mitarbeiter in Woche sechs, zwölf, 24, 36 und 52 nach dem Aufenthalt in der Notfallstation. Falls sie ein Suizidrisiko erkennen, vermitteln die Telefonisten die Teilnehmer an die Boys Town Suicide Prevention Hotline.
In der zweiten Phase (September 2011 bis Dezember 2012) wurden 377 Patienten in einem zusätzlichen Screening auf ein mögliches Suizidrisiko getestet. In Phase drei (Juli 2012 bis November 2013) erhielten 507 Notfallpatienten neben dem Screening das mehrstufige Interventionsprogramm. Aus der gesamten Studiengruppe von 1.376 Teilnehmern versuchte jeder fünfte (n = 288), sich mindestens einmal das Leben zu nehmen.
Patienten aus dieser dritten Interventionsgruppe hatten eine um fünf Prozent geringere Suizidrate als jene in der ersten Gruppe (23 versus 18 Prozent). Das zusätzliche Screening ohne spezielle Intervention (Phase zwei) vermochte hingegen keine Besserung der Suizidrate im Vergleich zur ersten Gruppe zu bewirken, die den normalen Ablauf in einer Notfallstation durchlief (23 versus 22 Prozent).
Auf Notfallstationen behandeln Ärzte besonders viele Patienten, die potenziell suizidgefährdet sind. Mehr als vier Prozent leiden an psychischen Störungen, etwa 420.000 erreichen jedes Jahr die Station, weil sie sich selbst verletzt haben. Dieses Verhalten erhöht bekanntermaßen das Risiko für einen Suizid um das sechsfache.
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