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Notfallversorgung: In zahlreichen Projekten werden Erfahrungen zur Patientensteuerung gesammelt

  • Freitag, 16. Mai 2025
/Wellnhofer Designs, stock.adobe.com
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Berlin – In zahlreichen Projekten werden deutschlandweit Erfahrungen mit einer besseren Steuerung von Notfallpatienten gesammelt. Das wurde kürzlich auf der dritten „Urgent Care Conference“ des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) deutlich.

Schon in den vorangegangenen beiden Legislaturperioden plante die Regierung die Verabschiedung eines Notfallgesetzes, mit dem unter anderem die beiden Notfallnummern 112 des Rettungsdienstes und 116117 der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) besser miteinander verzahnt werden sollten. Auch der Koalitionsvertrag der neuen Regierung sieht eine Reform der Akut- und Notfallversorgung vor.

Der Geschäftsführer des Zi, Dominik von Stillfried, betonte, dass sich während dieser Zeit schon viel in der Praxis getan habe. „Seit die Notfallreform auf die politische Agenda gekommen ist, wurden in den Regionen viele Projekte begonnen und umgesetzt“, sagte er. „Viele Projekte laufen auch heute noch.“

Dabei seien viele wertvolle Erfahrungen gesammelt worden. Zudem arbeiteten die verschiedenen Bereiche heute besser zusammen als noch vor einigen Jahren. Es habe sich zwischen den Akteuren ein Vertrauen aufgebaut.

„Zu viele Menschen wenden sich mit Behandlungsanliegen, die aus medizinischer Sicht keine Notfälle sind, an den Rettungsdienst oder die Notaufnahme einer Klinik. Diese Strukturen der Notfallversorgung sind nicht nur besonders teuer. Die Kapazitäten können wegen des immer schärfer zu Tage tretenden Fachkräftemangels auch nicht beliebig ausgedehnt werden“, betonte von Stillfried.

Damit bestehe die Herausforderung, genau jene Behandlungsanliegen zu erkennen, die zur Entlastung der Notfallversorgung andernorts angemessen versorgt werden könnten.

„Der Gesetzgeber will eine direkte Kooperation zwischen 112 und 116117 verankern“, so von Stillfried weiter. „Das Ziel ist es, Notfälle schnell innerhalb sowie weniger dringliche Fälle angemessen außerhalb der Notfallversorgung zu behandeln.

Dies soll durch eine inhaltliche Abstimmung der standardisierten Notrufabfragen und durch die gegenseitige digitale Fallübergabe erreicht werden.“ Mit Blick auf das vorgesehene verbindliche Primärarztsystem werde eine Patientensteuerung aus einem Guss gebraucht. „Wir brauchen ein Steuerungssystem, das an den Versorgungsschnittstellen nicht abbricht, sondern diese im Sinne einer effizienten Patient Journey überwindet“, so der Zi-Geschäftsführer.

Der Vorsitzende des Fachverbands Leitstellen, Marc Gistrichovsky, erklärte, dass das Ping-Pong-Spiel zwischen Leitstellen und ärztlichem Bereitschaftsdienst beendet werden solle. Dabei komme es vor, dass ein Fall zwischen beiden Bereichen hin- und hergegeben werde, weil jeder meine, der andere Bereich sei zuständig. Es sei wichtig, Verständnis für den anderen Bereich zu entwickeln.

Gistrichovsky sprach sich dafür aus, zielgenauere Hilfe für Notfallpatienten zu organisieren. Bei psychiatrischen Notfällen sei nicht in jedem Fall der Rettungsdienst der richtige Helfer. In Bayern gebe es zum Beispiel eine telefonische Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit vom psychiatrischen Notdienst, die in den einzelnen Regierungsbezirken organisiert werden, oder einen mobilen Aufsuchdienst.

Sinnvoll wäre es auch, Plätze in der Kurzzeitpflege für Notfälle bereitzuhalten, meinte er. Wenn bei einem älteren Ehepaar die Frau zum Beispiel in der Nacht stürze und ins Krankenhaus gefahren werden müsse, der Ehemann aber nicht alleine zu Hause bleiben könne, wäre es gut, ihn in einen Kurzzeitpflegeplatz bringen zu können.

Gistrichovsky wies darauf hin, dass die Einsatzzahlen im Rettungsdienst derzeit nicht mehr ansteigen. Sie stagniertem auf hohem Niveau. „Dafür steigen die Bindungszeiten der Fahrzeuge“, erklärte er. Die Patienten seien länger in den Rettungswagen unterwegs, weil Krankenhäuser in die Insolvenz gegangen oder weil Betten wegen des Fachkräftemangels geschlossen seien.

fos/EB

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