Politik

NRW: Kein Kinderarztmangel, aber hohe Belastung

  • Freitag, 13. Januar 2023
/Rostislav Sedlacek, stock.adobe.com
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Düsseldorf – Trotz zahlreicher Klagen über Engpässe in der Kindermedizin in den vergangenen Wochen sieht das Düsseldorfer Gesundheitsministerium keinen landesweiten Mangel in Nordrhein-Westfalen (NRW).

„Vereinzelt kann es jedoch zu regio­na­len und/oder lokalen Versorgungsengpässen kommen“, räumte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) in einer schriftlichen Antwort auf eine SPD-Anfrage ein.

Nach jüngsten Zahlen seien in ganz Nordrhein-Westfalen im November 1.311 Kinderärzte in der ambulanten Versorgung tätig gewesen. Insgesamt seien 20,5 offene Vertragsarztsitze für eine Niederlas­sung ausgewiesen – fast zwei Drittel in Westfalen-Lippe. Gemessen an den offiziellen Bedarfsplänen zeigen die Tabellen für die meisten Orte sogar einen Versor­gungs­­grad von mehr als 100 Prozent.

Spitzenreiter wäre demnach Remscheid mit einem Versorgungsgrad von 148,2 Prozent, gefolgt von Solingen (147,4), Aachen (143,2), Münster (141,9) und Bochum (140). Den schlechtesten Versorgungsgrad weisen dem­nach Höxter (85,1), Olpe (89,0), Lippe (97,9) und Minden-Lübbecke (98,5) auf.

Trotz der statistischen Balance bei den Kinderarztzahlen räumt der Minister aber ein, dass „nicht nur die (kinder-)ärztliche Versorgung in allen Sektoren derzeit überaus belastet“ sei. „Insbesondere die Versorgung von Kindern mit Paracetamol- und Ibuprofen-haltigen Fiebersäften ist teilweise nur eingeschränkt möglich.“ Das zuständige Bundesgesundheitsministerium (BMG) habe Abhilfe angekündigt. Laumanns Fazit: „Bis diese Maßnahmen wirken, wird noch einige Zeit vergehen.“

Die SPD-Landtagsabgeordneten Lisa-Kristin Kapteinat und Thorsten Klute beklagen in ihrer Anfrage an die Landesregierung Aufnahmestopp in einigen Kinderarztpraxen, lange Wartezeiten und infolge dessen über­lastete Kindernotfallpraxen in den Kliniken.

Laumann verweist in seiner Antwort auf kurz-, mittel- und langfristige Gegenmaßnahmen, die bereits umge­setzt oder in Planung seien: von der noch bis Ende Januar möglichen kinderärztlichen Videosprechstunde im Bereich der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein über Honorarzuschüsse für verlängerte Öffnungszeiten bis hin zur 2018 eingeführten Landarztquote, die Mediziner in unterversorgte Regionen locken soll.

Langfristig werde die neue Krankenhausplanung für eine zielgenauere Steuerung sorgen. Kurzfristig bestehe für überbeanspruchte Kinderkliniken die Möglichkeit, Personal aus dem Urlaub und dem Ruhestand zurück­zurufen, um Personalengpässe zu überbrücken.

Nach der überdurchschnittlich hohen Zahl von Atemwegserkrankungen vor einigen Wochen sind die Infekti­ons­zahlen laut Robert-Koch-Institut (RKI) inzwischen aber rückläufig.

dpa

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