Nutri-Score könnte Todesfälle reduzieren

Paris – Die Kennzeichnung aller Lebensmittel im Supermarkt mit dem Nährwertlabel Nutri-Score könnte die Kalorienaufnahme der Bevölkerung um durchschnittlich 9 % senken und jedes Jahr Tausende Todesfälle durch ernährungsbedingte Krankheiten verhindern. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie aus Frankreich, die im International Journal of Behavioral Nutrition and Physical Activity veröffentlicht wurde (doi: 10.1186/s12966-019-0817-2).
Der Nutri-Score wurde in Frankreich 2017 eingeführt, kennzeichnet allerdings noch nicht alle Produkte. Die Studie der Universitäten Paris, Grenoble und Borbigny zeigt erstmals auf, wie sich ernährungsbedingte Krankheiten in Frankreich verringern würden, wenn das Label flächendeckend eingeführt würde. Ergebnis: Die Todesfälle aufgrund von nichtübertragbaren, ernährungsbedingten Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs würden um 3,4 % sinken.
Die Forscher nutzten zum einen die Daten einer vorherigen Studie: Sie hatte in einem Experiment gemessen, wie sich ein Einkaufskorb inHinblick auf die Gesundheit des Inhalts verbessert, wenn alle Produkte mit dem Nutri-Score oder mit einem von 4 weiteren Nährwertlabels(Health Star Rating-System, Nährstoff-Ampel, Referenz-Zufuhr und SENS) gekennzeichnet werden.
In einem zweiten Schritt zogen sie Daten zum Ernährungsverhalten der (französischen) Gesamtbevölkerung hinzu und berechneten, wie sich Kalorienaufnahme und Nährwertzusammensetzung durch die Labels verändern würden – unter der Annahme, dass die eingekauften Lebensmittel auch so gegessen werden.
Demnach würde der Nutri-Score die Gesamtkalorienaufnahme pro Person um durchschnittlich 9 % senken. Die Menschen würden rund 180 Kilokalorien pro Tag weniger essen. Auch die Zusammensetzung der Nahrung wäre gesünder durch mehr Obst (plus 12,4 %), Gemüse (plus 5,4 %) und Ballaststoffe (plus 7,2 %) und weniger gesättigte Fettsäuren (minus 29,9 %) und Salz (minus 4,1%).
Im letzten Schritt berechneten die Forscher, wie sich diese verbesserte Ernährung auf die Gesundheit auswirken würde. Sie speisten dazu zusätzlich Daten über die statistischen Zusammenhänge zwischen der Art der Ernährung und der Häufigkeit von Folgeerkrankungen und Sterbefällen in ein Rechenmodell. So konnten sie berechnen, wie viele Sterbefälle das jeweilige Label über die verbesserte Ernährung verhindern würde.
Ergebnis: Von allen 5 Labelswürde der Nutri-Score die meisten Todesfälle durch ernährungsbedingte Krankheiten verhindern. Binnen einem Jahr würden 7.680 Personen weniger versterben. Das entspricht einem Minus von 3,4 %. Auch die anderen Nährwert-Labels würden die Sterblichkeit verringern, allerdings in geringerem Ausmaß: Health Star Rating System (minus 2,8%), Referenz-Zufuhr (minus 1,9%), Nährstoff-Ampel (minus 1,6%) und SENS (minus 1,1%).
DANK: „Kein echtes Argument mehr gegen den Nutri-Score“
Die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) betonte, dass die Ergebnisse zwar nicht zwangsläufig eins zu eins auf andere Länder übertragbar seien, aber doch zeigten, dass der Nutri-Score die Auswahl gesünderer Lebensmittel im Vergleich zu anderen Labels am besten fördere und darüber letztendlich zahlreiche Todesfälle vermeiden könne.
„Es gibt kein echtes Argument mehr gegen den Nutri-Score“, sagt DANK-Sprecherin Barbara Bitzer, „auch der Vorwurf, er würde die Kalorienaufnahme nicht beeinflussen, ist spätestens jetzt entkräftet“. Bundesernährungsministerin Julia Klöckner müsse diese „überwältigenden Nachweise endlich zur Kenntnis nehmen und den Nutri-Score in Deutschland einführen“.
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