Nutzen von aktiven Bewegungsschienen bei Kreuzbandriss nicht belegt

Köln – Ob Patienten mit vorderem Kreuzbandriss bei der Rehabilitation vom Training mit aktiven Bewegungsschienen profitieren können, ist laut dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) unklar. Gleiches gilt für einen möglichen Schaden durch die Behandlung.
Eine Ruptur des vorderen Kreuzbands wird meist durch eine abrupte Drehung des Beins, einen plötzlichen Richtungswechsel beim Laufen oder Springen oder einen Sturz auf das Knie verursacht. Sportarten, bei denen die Verletzung häufig auftritt, sind zum Beispiel Fußball und Skilaufen. Nicht selten werden bei entsprechenden Unfällen auch Seitenbänder oder die Menisken in Mitleidenschaft gezogen.
Die Behandlung zielt darauf, das Gelenk zu stabilisieren sowie Schmerzen und Schwellungen zu reduzieren. Langfristig soll sie degenerativen Veränderungen vorbeugen und das Knie wieder belastbar machen.
In ihrem jetzt erschienenen Vorbericht untersuchen die IQWiG-Wissenschaftler die Studienlage zu sogenannten aktiven Bewegungsschienen (CAM, Controlled active Motion). Dies sind Tretmaschinen, bei denen beide Beine einbezogen sind. In diesen Apparaturen wird der Fuß fixiert, sodass der Patient frühzeitig einen geführten Bewegungsablauf trainieren kann, auch zu Hause.
Bei ihrer Suche nach Studien identifizierten die Wissenschaftler lediglich zwei randomisierte klinische Studien (RCT): Eine Studie mit knapp über 60 Teilnehmern und eine weitere mit 50 Probanden. In beiden Studien waren die CAM in Kliniken nach einer Operation eingesetzt worden.
Bei beiden Studien könnten die Ergebnisse laut IQWiG verzerrt sein, weil es Mängel bei ihrer Durchführung gab. So war unter anderem unklar, ob die Zuteilung zu den Behandlungsgruppen tatsächlich nach dem Zufallsprinzip erfolgte. Zudem konnten die Patienten ab dem dritten Tag nach der OP bei Bedarf Schmerzmittel einnehmen, ohne dass dies erfasst und ausgewertet wurde. Die Follow-Up-Zeit betrug nur sieben Tage nach dem Eingriff.
„Welchen Nutzen oder Schaden aktive Bewegungsschienen in der Nachbehandlung bei einem Riss des vorderen Kreuzbands haben, bleibt somit unklar. Das gilt insbesondere für den Einsatz zu Hause“, lautet das Fazit der IQWiG-Wissenschaftler.
Das Institut kritisiert, dass eine schlechte Studienlage „bei Medizinprodukten nicht untypisch“ sei. „Der Riss des vorderen Kreuzbands ist eine der häufigsten Sportverletzungen und seine Behandlung von großer Bedeutung – für die Betroffenen ebenso wie für ihr privates und berufliches Umfeld“, sagte Stefan Sauerland, Leiter des Ressorts nichtmedikamentöse Verfahren beim IQWiG. Der Nutzen neuer Behandlungsoptionen zur Rehabilitation nach der Verletzung sollte mit guten, verwertbaren Daten belegt werden, forderte er.
Interessierte können bis zum 22. Februar Stellungnahmen zu dem Vorbericht abgeben.
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