Politik

Nutzen von aktiven Bewegungsschienen bei Kreuzbandriss nicht belegt

  • Donnerstag, 26. Januar 2017
Knie, Sportverletzung Uploaded: 26.01.2017 17:07:14 by maybaum
/dpa

Köln – Ob Patienten mit vorderem Kreuzbandriss bei der Rehabilitation vom Training mit aktiven Bewegungsschienen profitieren können, ist laut dem Institut für Qualität und Wirt­schaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) unklar. Gleiches gilt für einen mög­lichen Schaden durch die Behandlung.

Eine Ruptur des vorderen Kreuzbands wird meist durch eine abrupte Drehung des Beins, einen plötzlichen Richtungswechsel beim Laufen oder Springen oder einen Sturz auf das Knie verursacht. Sportarten, bei denen die Verletzung häufig auftritt, sind zum Beispiel Fußball und Skilaufen. Nicht selten werden bei entsprechenden Unfällen auch Seitenbänder oder die Menisken in Mitleidenschaft gezogen.

Die Behandlung zielt darauf, das Gelenk zu stabilisieren sowie Schmerzen und Schwel­lun­gen zu reduzieren. Langfristig soll sie degenerativen Veränderungen vorbeugen und das Knie wieder belastbar machen.

In ihrem jetzt erschienenen Vorbericht untersuchen die IQWiG-Wissenschaftler die Stu­dienlage zu sogenannten aktiven Bewegungsschienen (CAM, Controlled active Motion). Dies sind Tretmaschinen, bei denen beide Beine einbezogen sind. In diesen Apparaturen wird der Fuß fixiert, sodass der Patient frühzeitig einen geführten Bewe­gungsablauf trai­nieren kann, auch zu Hause.

Bei ihrer Suche nach Studien identifizierten die Wissenschaftler lediglich zwei randomi­sier­te klinische Studien (RCT): Eine Studie mit knapp über 60 Teilnehmern und eine wei­tere mit 50 Probanden. In beiden Studien waren die CAM in Kliniken nach einer Opera­tion eingesetzt worden.

Bei beiden Studien könnten die Ergebnisse laut IQWiG verzerrt sein, weil es Mängel bei ihrer Durchführung gab. So war unter anderem unklar, ob die Zuteilung zu den Behand­lungsgruppen tatsächlich nach dem Zufallsprinzip erfolgte. Zudem konnten die Patienten ab dem dritten Tag nach der OP bei Bedarf Schmerzmittel einnehmen, ohne dass dies er­fasst und ausgewertet wurde. Die Follow-Up-Zeit betrug nur sieben Tage nach dem Ein­griff.

„Welchen Nutzen oder Schaden aktive Bewegungsschienen in der Nachbehandlung bei einem Riss des vorderen Kreuzbands haben, bleibt somit unklar. Das gilt insbesondere für den Einsatz zu Hause“, lautet das Fazit der IQWiG-Wissenschaftler.

Das Institut kritisiert, dass eine schlechte Studienlage „bei Medizinprodukten nicht unty­pisch“ sei. „Der Riss des vorderen Kreuzbands ist eine der häufigsten Sportverletzungen und seine Behandlung von großer Bedeutung – für die Betroffenen ebenso wie für ihr pri­vates und berufliches Umfeld“, sagte Stefan Sauerland, Leiter des Ressorts nichtmedi­kamentöse Verfahren beim IQWiG. Der Nutzen neuer Behandlungsoptionen zur Rehabili­tation nach der Verletzung sollte mit guten, verwertbaren Daten belegt werden, forderte er.

Interessierte können bis zum 22. Februar Stellungnahmen zu dem Vorbericht abgeben.

hil

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