Ausland

Olympia: Frankreich befürchtet Einschleppung von Dengue-Viren

  • Freitag, 28. Juni 2024

Paris – Eine starke Ausbreitung der asiatischen Tigermücke Aedes albopictus und eine Zunahme von impor­tier­ten Dengue-Erkrankungen könnten den Boden für eine Epidemie bereiten, wenn im Sommer vermehrt infizierte Menschen zu den olympischen Spielen reisen.

Forscher des Institut Pasteur haben vorsorglich die Vermehrungszyklen von Dengue und 4 weiteren Viren in A. albopictus untersucht. Ihre in Eurosurveillance (2024; DOI: 10.2807/1560-7917.ES.2024.29.20.2400271) publi­zierten Ergebnisse sind Anlass zur Sorge.

Aedes albopictus hat sich in Frankreich deutlich stärker ausgebreitet als hierzulande. Die ersten Insekten waren 2004 entdeckt worden. Seither hat sich der Überträger mehrerer (früherer) Tropenkrankheiten in 78 Departe­ments festgesetzt. Im Jahr 2015 wurde A. albopictus erstmals in der Region Ile-de-France nachgewiesen, wo sich auch die Hauptstadt Paris befindet.

Im vergangenen Jahr wurden die ersten autochthonen Dengue-Übertragungen entdeckt. An 9 Orten infizierten sich 45 Personen, die zuvor nicht in die Endemiegebiete gereist waren. In diesem Jahr könnte die Anzahl der autochthonen Infektionen steigen, da die Zahl der reisemedizinischen Infektionen stark zugenommen hat.

Bis Mitte April wurden dem Gesundheitsamt „Santé Publique France“ 1.679 importierte Dengue-Fälle gemeldet – 13 Mal mehr als im Jahr 2023 im gleichen Zeitraum. Die meisten Patienten (82 %) hatten zuvor die Französi­schen Antillen in der Karibik bereist. In der Region gibt es seit dem letzten Jahr eine anhaltende Dengue-Epi­demie.

Zu den olympischen Spielen, die am 26. Juli in Paris beginnen, werden zahlreiche Gäste aus Endemieregionen er­wartet. In ihrer Blutbahn könnten einige Dengue-Viren oder auch die Erreger vom West-Nil-Fieber, Chikungunya oder Zika-Fieber oder auch das Usutu-Virus mit sich tragen. Das wenig bekannte Usutu-Virus kann bei immunge­schwächten und älteren Patienten schwere Infektionen bis hin zur Enzephalitis auslösen.

Die Virusträger, die häufig symptomfrei sind, könnten bei einem Mückenstich die Viren an A. albopictus abgeben. Die Mücke könnte dann weitere Gäste oder Einwohner infizieren.

Das Institut Pasteur in Paris ist alarmiert. Ein Team um Anna-Bella Failloux hat dort vorsorglich in einem Hoch­sicherheitslabor A. albopictus mit den Viren infiziert und die Vermehrung untersucht. Das Ausmaß einer Epide­mie hängt wesentlich von der Dauer des Vermehrungszyklus in den Mücken ab.

Am schnellsten vermehrte sich das West-Nil-Virus. Bei 28 °C, die im Sommer in Paris erreicht werden, dauerte es gerade einmal 3 Tage, bevor es durch Mücken auf den Menschen übertragen werden könnte. Bei Chikungunya und dem Usutu-Virus betrug diese Inkubationszeit 3 bis 7 Tage und bei Dengue- und Zika-Viren 14 bis 21 Tage.

Failloux will den Behörden mit den Experimenten Anhaltspunkte für eventuelle Gegenmaßnahmen geben. Die Mücken vermehren sich vor allem in Gewässern, aber auch in Pfützen und anderen offenen Wasserflächen. Wenn es trocken bleibt, dürfte die Gefahr gering sein. Bei starkem Regen könnte es jedoch auch in Paris zu einer raschen Ausbreitung von A. albopictus kommen.

rme

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