Onkologen unterstützen Protest gegen den Pflegenotstand
Berlin – Auf den Pflegenotstand auch in der Krebsmedizin weist die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) hin. „Wir beobachten mit Sorge eine zunehmende Frustration und die Gefahr von Burn-out bei Pflegenden“, hieß es aus der Fachgesellschaft. Viele Pflegende litten besonders darunter, dass der Zeitmangel es nicht mehr zulasse, den Patienten in seinen Sorgen und Ängsten angemessen beizustehen.
„Die Verringerung der Pflegekräfte führt zu steigender Arbeitsverdichtung, fehlender Zeit für Zuwendung und Gespräche und erhöht die Anfälligkeit für Fehler in der Hygiene- und der Durchführung komplexer Therapiemaßnahmen“, kritisiert die DGHO. Der Pflegemangel sei eine Folge des Fallpauschalen-Systems in den Krankenhäusern und der finanziellen Deckelung „und daher letztlich gesundheitspolitisch verursacht“. „Die Politik ist jetzt zu einem Umdenken aufgefordert“, so die DGHO.
Vor einer Überforderung der Pflegekräfte nicht nur in der Onkologie warnte am vergangenen Wochenende auch die Deutsche Stiftung Patientenschutz. In den vergangenen 20 Jahren habe sich die Verweildauer in den Krankenhäusern halbiert. Gleichzeitig sei die Zahl der alten und pflegebedürftigen Menschen auf den Stationen, die mehr Betreuung brauchen, stark angestiegen, sagte der Vorstand des Verbandes, Eugen Brysch.
Die Zahl der Pflegekräfte sei aber von 1991 bis 2003 um drei Prozent gesunken. Das führe dazu, dass die Akutpflege häufig auf reines Krisenmanagement beschränkt sei. Brysch sprach sich für einen deutschlandweit verbindlichen Personalschlüssel aus. Dieser könne „wenigstens die Entwicklung stoppen, dass weiterhin auf Kosten der Pflege gespart wird. Dann wären wenigstens die Regeln für alle gleich“, so der Patientenvertreter.
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