Open-Source-Tool soll Innovationen beschleunigen

Karlsruhe – Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) hat im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung ein Open-Source-Werkzeug entwickelt, dass die oft heterogenen Effekte einer Innovation im Gesundheitswesen transparent und diskutierbar machen soll. „Das deutsche Gesundheitssystem verfügt international über einen guten Ruf und gilt etlichen Ländern als Vorbild“, hieß es aus dem Institut. Der demografische Wandel, die Zunahme chronischer und psychischer Krankheiten oder der Fachkräftemangel stellten das Gesundheitswesen aber vor Herausforderungen.
Debatten über neue Praktiken, Regulierungen, Organisationsformen oder Systemstrukturen seien aufgrund einer „Kultur des Gegeneinanders“ von verschiedenen Gruppierungen im Gesundheitswesen aber oft interessengeleitet, was ein Innovationshemmnis darstelle, so die Fraunhofer-Wissenschaftler.
Hilfe soll das „Zielfokussierte Evaluationstool für Innovationen im Gesundheitswesen (ZEIG)“ bieten, das die Forscher entwickelt haben. Es orientiert sich an zwölf Zielfeldern wie „Qualitätssicherung und -verbesserung“, „Prävention und Gesundheitsförderung“ oder „Stärkung der Patientenrechte“. Mittels Prüffragen und einer Bewertungsskala lassen sich Innovationen und Maßnahmen im Gesundheitswesen vor oder nach ihrer Einführung auf Zielkonflikte überprüfen. Ihre Effekte sollen so transparenter werden.
„Mit ZEIG lassen sich Innovationen im Gesundheitswesen dahingehend überprüfen, inwieweit sie zur Erreichung von zwölf übergeordneten Zielen und damit zu einer positiven Gesamtentwicklung des Gesundheitswesens beitragen“, erläuterte der Projektleiter am Fraunhofer ISI, Nils Heyen. Zu den betrachteten Faktoren zählten unter anderem gute Arbeitsbedingungen von Fach- und Pflegekräften, der wirtschaftliche Erfolg von Gesundheitseinrichtungen, die Versorgungsqualität oder die Begrenzung finanzieller Belastungen von Versicherten.
Im ZEIG-Projekt werden Innovationen als Neuerungen betrachtet, die zumindest für einen Teil der Akteure im Gesundheitssystem eine Verbesserung bedeuten. Bedeutsam ist in diesem Zusammenhang, dass der Fokus auf sozialen und weniger auf technologischen Innovationen liegt. Beispiele sind die Einrichtung neuer Kooperationsformen zwischen verschiedenen Akteuren, die Einführung verbindlicher Personalvorgaben in der stationären Versorgung oder eine Aufgabenumverteilung zwischen den Gesundheitsberufen.
„ZEIG lässt sich insbesondere in gesundheitspolitischen Diskussions- und Aushandlungsprozessen einsetzen, bei denen die Fronten der unterschiedlichen Akteure verhärtet sind“, sagte Severin Schmidt, Leiter des Gesprächskreises Sozialpolitik und bei der Friedrich-Ebert-Stiftung verantwortlich für die Themen Gesundheits- und Pflegepolitik. Pauschale Ablehnungen würden durch das Tool erschwert, Interessenlagen greifbarer und strittige wie unstrittige Punkte besser sichtbar. Dies käme dem gesamten Gesundheitssystem zugute.
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