Politik

Organspende: Aufruf an Bundesbürger

  • Montag, 28. Mai 2018
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Berlin/Düsseldorf – Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat alle Bundesbürger aufgerufen, eine Entscheidung über die Organspende zu treffen. Die Auseinandersetzung mit diesem Thema „muss für uns alle zur Selbstverständlichkeit werden“, erklärte Spahn heute zum bevorstehenden Tag der Organspende. „Das sind wir den mehr als zehntausend Menschen schuldig, die voller Hoffnung auf ein Organ warten.“

Jeder sollte daher für sich eine Entscheidung treffen und diese auf dem Organspende­ausweis dokumentieren, forderte Spahn. Es müsse weiter Überzeugungsarbeit geleistet werden. Zudem sollten die Transplantationsbeauftragten in den Kliniken gestärkt und die Vergütung so verbessert werden, „dass sich die Kliniken wirklich um dieses Thema kümmern“.

NRW plant Reform

In Nordrhein-Westfalen will die Landesregierung Kliniken strengere Auflagen erteilen, um mögliche Organspender besser zu identifizieren. Bislang gingen viele potenzielle Organspenden unnötig verloren, heißt es in einem aktuellen Gesetzentwurf von CDU und FDP. Im vergangenen Jahr war Nordrhein-Westfalen (NRW) mit 146 Organspendern auf ein Rekordtief und den letzten Platz im bundesweiten Vergleich gefallen.

Ein wesentlicher Grund für diesen Rückgang sind nach Überzeugung der Regierungs­fraktionen „Probleme bei der Identifikation hirntoter Spender in den Entnahme­kliniken“. Übermorgen werden Sachverständige im Gesundheitsausschuss des Düsseldorfer Landtags zu einer möglichen Änderung des nordrhein-westfälischen Ausführungsgesetzes zum deutschen Transplantationsrecht angehört.

Debatte um Widerspruchslösung

Im Entwurf der Landesegierung heißt es: „Häufig werden intensivmedizinische Maßnahmen abgebrochen, ohne die Möglichkeit einer Organspende zu klären.“ Deshalb müsse eine regelmäßige Dokumentation und Berichtspflicht der Krankenhäuser über Todesfälle mit Hirn­schädigungen eingeführt werden. Es müsse auch begründet werden, wenn und warum keine Hirndiagnostik vorgenommen worden sei. Außerdem sieht der Gesetzentwurf verbindliche Freistellungen für Transplantationsbeauftragte in den Kliniken vor.

In schriftlichen Stellungnahmen an den Landtag unterstreichen mehrere Experten, dass wesentlich mehr zu erreichen wäre, wenn Organe zur Transplantation grund­sätzlich entnommen werden dürften, solange zu Lebzeiten nicht ausdrücklich widersprochen worden sei. In vielen anderen Ländern habe sich die Wider­spruchslösung bewährt.

Zuletzt hatte der 121. Deutsche Ärztetag gefordert, diese Regelung ins Trans­plantationsgesetz aufzunehmen. Auch der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach ist für die Widerspruchslösung. Die auf Organspenden angewiesenen „Menschen leiden und sterben unnötig“, erklärte er auf Twitter. Die Widerspruchslösung sei „der beste Weg, dieses Leid zu beenden“. Spahn hatte den Forderungen nach einer Widerspruchslösung bereits früher eine Absage erteilt.

36 Prozent der Menschen besitzen in Deutschland derzeit einen Organspendeausweis, wie aus einer Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hervorgeht. 2012 waren dies 22 Prozent. Auch die generelle Einstellung der Bürger zu einer Organspende bleibt weiter überwiegend positiv. 84 Prozent stehen dem Thema aufgeschlossen gegenüber. 2010 waren dies 79 Prozent.

Wichtigster Grund für die Ablehnung einer Organ- und Gewebespende ist für 24 Prozent der Befragten demnach, dass sie glauben, als Spender nicht geeignet zu sein. 22 Prozent äußern Angst vor Missbrauch beziehungsweise haben mangelndes Vertrauen aufgrund negativer Berichterstattung. 2017 sank die Zahl der Organspender auf den niedrigsten Stand seit 20 Jahren – bundesweit gab es nur 797 Organspender, 60 weniger als im Jahr zuvor. Die Zahl der gespendeten Organe ging um 9,5 Prozent auf 2.594 Organe zurück.

dpa/afp/may

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