Organspendeskandal: Göttinger Chirurg wegen Totschlags in U-Haft
Braunschweig – Im Göttinger Organspendeskandal hat es am Freitag die erste Festnahme gegeben. Der ehemals leitende Transplantationschirurg der Universitätsmedizin Göttingen sitzt wegen des dringenden Tatverdachts des versuchten Totschlags in neun Fällen sowie in jeweils einem Fall der schweren Körperverletzung und der Körperverletzung mit Todesfolge in Untersuchungshaft, wie die Staatsanwaltschaft Braunschweig mitteilte. Dem 45-Jährigen wird vorgeworfen, die Daten von Patienten manipuliert zu haben, sodass diese auf der Warteliste für Spenderorgane nach oben rutschten.
Der Arzt soll in neun Fällen bei der Meldung von Patientendaten an Eurotransplant, der zentralen Vergabestelle von Spenderorganen, bewusst wahrheitswidrige Angaben gemacht haben. Hierdurch hätten die Patienten innerhalb kürzester Zeit ein Spenderorgan zugewiesen und transplantiert bekommen, heißt es in der Mitteilung der Staatsanwaltschaft weiter.
Aufgrund der in Deutschland bestehenden Knappheit von Spenderorganen sei davon auszugehen, dass durch die manipulierten Daten andere Patienten, die lebensbedrohlicher erkrankt waren, kein Spenderorgan erhielten und möglicherweise aus diesem Grunde gestorben sind. Der Beschuldigte solle dies zumindest „billigend in Kauf genommen“ haben.
Es drohen drei Jahre Haft
In einem weiteren Fall soll der beschuldigte Arzt einer Patientin eine Leber transplantiert haben, obwohl deren Leberwerte stabil waren und sie eine weitere, gefährliche Vorerkrankung hatte. Sie starb an den Folgen der Transplantation. Auch einem anderen Patienten soll der Beschuldigte eine Leber übertragen haben, obwohl dies akut nicht erforderlich gewesen sei. Auch er starb. Im Falle einer Verurteilung droht dem ehemaligen Transplantationsmediziner eine Freiheitsstrafe von mindestens drei Jahren.
Die Ermittlungen gegen einen weiteren Arzt des Göttinger Uniklinikums sind noch nicht abgeschlossen, wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Braunschweig sagte. Gegen den Mann bestehe aber kein dringender Tatverdacht. In den vergangenen Monaten waren ähnliche Manipulationsfälle auch in München, Regensburg und Leipzig ans Licht gekommen. Seither laufen externe Überprüfungen in allen 47 deutschen Transplantationszentren.
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