Ausland

Oxfam: Bund muss mehr in armen Ländern investieren

  • Montag, 20. Januar 2020
Die Schere zwischen Arm und Reich geht nach Ansicht von Oxfam weiter stark auseinander. Auch die Wohlstands-Kluft zwischen Männern und Frauen ist demnach groß. /picture alliance, empics
Die Schere zwischen Arm und Reich geht nach Ansicht von Oxfam weiter stark auseinander. Auch die Wohlstands-Kluft zwischen Männern und Frauen ist demnach groß. /picture alliance, empics

Davos – Der Unterschied zwischen Arm und Reich in der Welt ist laut der Hilfsorga­nisation Oxfam weiterhin dramatisch hoch. Auch die Vermögenskonzentration habe an der Spitze im letzten Jahr weiter zugenommen, betonte die Organisation bei der Vor­stellung ihres Ungleichheitsberichts kurz vor Beginn der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos.

Oxfam beruft sich dabei unter anderem auf die Finanznachrichtenagentur Bloomberg, deren Angaben zufolge das Vermögen der 500 reichsten Menschen der Welt im Vorjahr um ein Viertel gestiegen ist. Vor allem auch zwischen Frauen und Männern ist der Wohlstand Oxfam zufolge ungleich verteilt. Demnach besitzen Männer 50 Prozent mehr Vermögen als Frauen.

Oxfam fordert von der Bundesregierung, mehr in öffentliche Kinderbetreuung und soziale Absicherung in armen Ländern zu investieren, sowie weltweit Frauenrechte und -organisationen zu stärken. In Deutschland und auf der ganzen Welt müssten zudem Konzerne und Menschen mit sehr großem Vermögen einen fairen Anteil zum Allgemein­wohl beitragen: „Die Bundesregierung muss sich für eine weltweite Mindeststeuer einsetzen und Entwicklungsländer dabei unterstützen, Konzerne stärker zu besteuern“, lautet eine weitere Forderung der Organisation.

Ein Grund für die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern ist der diesjährigen Studie „Time to Care“ (deutsch etwa „Zeit, sich zu kümmern“) zufolge von Frauen geleistete Arbeit zu Hause – wie etwa Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen oder Sorge für den Haushalt.

„Frauen und Mädchen leisten den Löwenanteil unbezahlter Haus-, Pflege, und Fürsorgearbeit – weltweit pro Tag weit mehr als 12 Milliarden Stunden.“ Dies entspreche einem Gegenwert von mehr als 11 Billionen US-Dollar pro Jahr, wenn diese mit dem Mindestlohn bezahlt würden. Für Frauen stelle diese unbezahlte Arbeit häufig eine Armutsfalle dar.

Der Einfluss von sogenannter Care-Arbeit auf Einkommen, Vermögen, Bildungschancen und Armutsgefährdung erfahre im Zusammenhang mit Ungleichheit zu wenig Aufmerk­samkeit, sagte Ellen Ehmke, Analystin für soziale Ungleichheit bei Oxfam Deutschland. „Wir sollten den Wert dessen anerkennen.“

„Der direkte Zusammenhang zwischen Vermögensungleichheit und Care ist, dass Frauen viel weniger Vermögen aufbauen können über ihr Leben, weil sie einen Großteil ihrer Arbeit in unbezahlter Pflege und Fürsorge leisten“, sagte Ehmke. In ländlichen Gebieten ärmerer Länder verbringen Frauen täglich bis zu 14 Stunden mit Pflege- und Fürsorge­arbeit, wie Oxfam berichtet. „Auch Mädchen müssen dabei häufig mithelfen.“ Die Klimakrise verschärfte die Situation - unter anderem weil etwa Wege zu Wasserstellen länger werden oder der Anbau von Gemüse schwieriger werde.

Auch in reicheren Ländern wie Deutschland verschärfe die vornehmlich von Frauen geleistete Fürsorgearbeit die Ungleichheiten im Wohlstand.

Solange es nicht ausreichend öffentliche Angebote gebe für etwa Kinderbetreuung, könnten in Familien mit hohem Einkommen beide Eltern viel früher wieder arbeiten gehen als in Familien mit niedrigerem Einkommen. Dadurch werde die Ungleichheit zwischen Haushalten noch weiter vertieft.

dpa

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