Ausland

Bericht: 12.000 Tote täglich als Folge der Krise möglich

  • Donnerstag, 9. Juli 2020
/agarianna, stockadobecom
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Berlin – In Folge der Coronapandemie könnten einem Bericht zufolge bis zum Jahresende täglich weltweit bis zu 12.000 Menschen an Hunger sterben – möglicherweise sogar mehr als an der Krankheit selbst. Davor warnt die Nothilfe- und Entwicklungsorganisa­tion Oxfam in einem neuen Bericht.

Sie kritisiert, dass unterdessen die acht größten Lebensmittel- und Getränkeunternehmen seit Januar 18 Milliarden Dollar an ihre Aktionäre ausgeschüttet hätten. Das sei zehn Mal mehr als der Betrag, den die Vereinten Nationen benötigten, um Hunger zu bekämpfen. Laut Bericht erreichte die weltweite Sterblichkeitsrate durch Corona im April 2020 mit etwas mehr als 10.000 Todesfällen pro Tag ihren höchsten registrierten Wert.

Laut dem Oxfam-Bericht „The Hunger Virus“ könnten in diesem Jahr 121 Millionen Men­schen infolge der sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie wie Massen­arbeitslosigkeit, Unterbrechung der Nahrungsmittelversorgung und rückläufigen Hilfsgel­dern an den Rand des Verhungerns getrieben werden.

„Für Millionen von Menschen ist COVID-19 der letzte Tropfen, der das Fass zum Über­lau­fen bringt“, so die Agrarexpertin von Oxfam, Marita Wiggerthale. Sie hatten demnach be­reits vorher mit den Auswirkungen von bewaffneten Konflikten, der eskalierenden Klima­krise und extremer Ungleichheit zu kämpfen. Die Regierungen müssten nun Leben retten, indem sie einen Hilfaufruf der Vereinten Nationen voll finanzierten.

Um diese Hungerkrise zu beenden, müssten die Regierungen ökologische, gerechte und widerstandsfähige Ernährungssysteme aufbauen, die die Interessen der Kleinproduzenten vor die Profite der Lebensmittel- und Agrarindustrie stellten, sagte Wiggerthale. Die Re­gie­rungen sollten sich für ein hochrangiges Treffen des UN-Welternährungsausschusses im Oktober in Rom einsetzen, um die Hungerkrise zu bewältigen.

Der Bericht beleuchtet die zehn schlimmsten Hungerorte der Welt: Dazu gehören Vene­zuela und der Südsudan, wo die Nahrungsmittelkrise bereits vor der Krise sehr ernst ge­wesen sei und sich infolge der Pandemie weiter verschlimmert habe. Er zeige aber auch sich neu entwickelnde Epizentren des Hungers: Länder mit mittlerem Einkommen wie Indien, Südafrika und Brasilien, in denen Millionen Menschen wegen der Pandemie nun Hunger litten.

kna

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