Pädiater plädieren für mehr Kinderschutz

Köln – Eine bessere Einbindung von Praxen und Kliniken in den Kinderschutz fordert der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Kinderschutz in der Medizin (DGKiM) und dem Netzwerk der Gesundheitswirtschaft an der Ruhr (MedEcon Ruhr).
„Wenn das Jugendamt eine Kindeswohlgefährdung feststellt und das Kind aus der Familie nimmt, ist es eigentlich schon zu spät“, sagte der BVKJ-Präsident Thomas Fischbach. Das Kind sei durch die Erfahrungen in seiner Familie traumatisiert. Dazu komme die Traumatisierung durch die Inobhutnahme.
„Wir brauchen daher ein Frühwarnsystem und ein verbessertes Hilfssystem für gefährdete Kinder und Jugendliche, das Risiken für Kinder rechtzeitig und genau erfasst und verhindert“, sagte Fischbach. Er kritisierte, das derzeitige System reiche nicht aus, um eine Kindswohlgefährdung zu verhindern.
In einem Impulspapier fordern die Verbände, „jedem von einer Kindeswohlgefährdung betroffenen Kind, das an irgendeiner Stelle im Gesundheitssystem vorstellig wird, soll die jeweils notwendige medizinische Expertise und Hilfe zuteilwerden“. Wichtig sei dazu, einheitliche Versorgungsstrukturen zu etablieren.
„Strukturen für den Kinderschutz müssen entlang der Versorgungsketten im Gesundheitssystem standortunabhängig nach den gleichen Regeln, Mechanismen und Logiken organisiert sein“, so die Forderung.
Gesundheitseinrichtungen sollten dafür im Bedarfsfall zeitnah und niederschwellig auf Beratungs- und Konsilleistungen zum Beispiel von Kinderschutzgruppen, aus der Rechtsmedizin, der Sozialpädiatrie sowie der Kinder- und Jugendpsychiatrie zurückgreifen können.
Dafür seien Einrichtungs-, sektoren- und sozialgesetzbuchübergreifende Netzwerke nötig. Außerdem brauche es regelhafte und verlässliche Finanzierungsmechanismen für diese Leistungen im Gesundheitssystem.
„Zunehmende Fallzahlen von Gewalt gegen und Vernachlässigung von Kindern und Jugendlichen machen deutlich, dass Kinderschutz eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. Auch medizinische Einrichtungen müssen Verantwortung übernehmen und ihren Beitrag leisten“, fordern die drei Verbände.
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