Medizin

Paracetamol: Studie sieht kein Risiko einer Asthma-Exazerbation bei Kindern

  • Donnerstag, 18. August 2016
Uploaded: 14.01.2015 18:39:06 by mis
dpa

Boston – Eine durch frühere Studienergebnisse genährte Befürchtung, dass die Einnahme von Paracetamol bei Kleinkindern Asthmasymptome verstärken und die Lungenfunktion langfristig verschlechtern kann, hat sich in einer randomisierten Studie im New England Journal of Medicine (2016; 375: 619-630) nicht bestätigt.

Paracetamol ist das bei Kindern mit Abstand am häufigsten eingesetzte Medikament zur Behandlung von Fieber oder Schmerzen. Die zuerst für Erwachsene in einer Fall-Kontroll-Studie entdeckte Assoziation mit Asthmaerkrankungen hat deshalb vor allem Pädiater verunsichert, zumal später ähnliche Zusammenhänge auch für Kinder berichtet wurden. Das vom US-National Heart, Lung and Blood Institute geförderte AsthmaNet entschloss sich deshalb, den Verdacht in einer randomisierten klinischen Studie zu prüfen.  

Für die AVICA-Studie (Acetaminophen versus Ibuprofen in Children with Asthma) wurden an 18-Zentren 300 Kinder im Alter 1 bis 5 Jahren mit leichtem persistierendem Asthma auf zwei Gruppen randomisiert. Die Eltern erhielten zur Behandlung der in diesem Alter häufiger fiebrigen Erkrankungen ein Medikament, von dem sie nicht wussten, ob es Paracetamol oder Ibuprofen enthielt. Die Eltern im Paracetamol-Arm gaben ihren Kind im Verlauf der 48-wöchigen Studie im Durchschnitt 7,0 Dosierungen, im Ibuprofen-Arm waren es 4,5 Dosierungen.

Obwohl Paracetamol häufiger eingesetzt wurde, kam es nicht häufiger zu Asthma-Symptomen. Die Zahl der Asthma-Exazerbationen war laut der vom Team um Wanda Phipatanakul, Boston Children's Hospital, mitgeteilten Ergebnisse in der Paracetamol-Gruppe mit durchschnittlich 0,81 Exazerbationen sogar tendenziell niedriger als in der Ibuprofen-Gruppe, wo es im Durchschnitt zu 0,87 Exazerbationen kam. Der Unterschied war jedoch nicht signifikant.

Auch im Anteil der Kinder mit mindestens einer Asthma-Exazerbation (49 Prozent in der Paracetamol-Gruppe versus 47 Prozent der Ibuprofen-Gruppe) oder mit mindestens zwei Episoden (21 versus 24 Prozent) gab es keine Unterschiede. In beiden Gruppen erzielten die Patienten unter der üblichen Standard-Therapie (mit inhalativen Steroiden, Leukotrien-Antagonisten oder Bronchospasmolytika) eine komplette Asthmakontrolle (85,8 versus 86,8 Prozent). Und auch der Einsatz von Notfallmedikamenten war mit 2,8 versus 3,0 Zügen Salbutamol pro Woche nahezu identisch, ebenso die Zahl der ungeplanten Arztbesuche (0,75 versus 0,76 Episoden pro Kind).

Die Studie schließt damit – wenigstens für die Altersgruppe und für Patienten mit leichtem Asthma – aus, dass Paracetamol den Patienten gefährlich werden kann und deshalb vermieden werden sollte, wie dies einige Experten aufgrund der früheren Studienergebnisse gefordert hatten.

Die Assoziationen in den epidemiologischen Studien könnten laut Phipatanakul darauf zurückzuführen sein, dass Kinder mit Asthma häufiger unter Atemwegsinfektionen leiden als andere, was den häufigeren Einsatz von Paracetamol plausibel erklärt. Die Aussa­gen der Studie sind jedoch streng genommen auf Kinder mit leichtem Asthma begrenzt. Offen bleibt auch die Frage, ob Paracetamol bei gesunden Kindern das Risiko einer Erkrankung erhöht. Dies müsste in einer weiteren randomisierten Studie geprüft werden.

rme

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