Parkinson: Neurologen stellen Indikation für tiefe Hirnstimulation früher
Berlin – Auf neue Therapieoptionen für Menschen mit Parkinson hat die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung(DGKN) im Vorfeld des Welt-Parkinson-Tages am 11. April hingewiesen.
Morbus Parkinson ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen. Sie tritt vor allem ab dem 50. Lebensjahr auf und äußert sich durch Bewegungsstörungen, bedingt durch zittrige oder steife Muskeln. Die Erkrankung lässt sich meist zunächst mit Medikamenten gut behandeln. Wenn sich die motorischen Symptome so nicht mehr kontrollieren lassen, prüfen Ärzte die Möglichkeit für eine sogenannte tiefe Hirnstimulation (THS). Dabei geben ins Gehirn implantierte Elektroden schwache Stromimpulse an umliegende Nervenzellen ab, was die unkontrollierten Bewegungen vermindern und die Beweglichkeit verbessern kann.
Während Parkinson-Patienten bis vor kurzer Zeit einen solchen Hirnschrittmacher erst nach etwa zwölf Jahren Krankheitsdauer erhielten, setzen Ärzte ihn laut der DGKN heute in bestimmten Fällen bereits nach durchschnittlich sechs Jahren ein – mit guten Erfolgen. Die tiefe Hirnstimulation lindere die Symptome bei diesen jüngeren Betroffenen stärker als eine optimierte medikamentöse Behandlung und verbessere somit die Lebensqualität.
„Erstaunlicherweise führt die THS in dieser Patientengruppe nicht nur zur Verbesserung der motorischen Symptome – die Patienten schätzen auch ihre kognitive Leistungsfähigkeit als verbessert ein“, erläutert Alfons Schnitzler, Vizepräsident der DGKN und Leiter der Abteilung Bewegungsstörungen und Neuromodulation der Neurologischen Klinik an der Uniklinik Düsseldorf.
Derzeit testen verschiedene Zentren ein neues Hirnschrittmacher-Modell, das die elektrischen Impulse an die Gehirnaktivität anpassen soll. „Der erweiterte Stimulator gibt nicht nur Impulse an das Gehirn, er misst auch die Nervenzell-Aktivität“, erklärt der Neurologe und Neurophysiologe Schnitzler. Ziel ist die Entwicklung eines adaptiven Hirnschrittmachers, der die Stimulation dynamisch an die Eigenaktivität der krankhaften Nervenzellen anpasst – bisher ist eine gleichmäßige Dauerstimulation üblich.
Die meisten Testzentren befinden sich in Deutschland, etwa in Düsseldorf, Würzburg, Köln, München und Berlin. „Bei der Weiterentwicklung der tiefen Hirnstimulation ist Deutschland führend“, hieß es aus der DGKN.
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