Parodontose erhöht Krebsrisiko für postmenopausale Frauen

Buffalo/New York – Postmenopausale Frauen mit einer Parodontose erkranken dreimal häufiger an einem Ösophaguskarzinom als Frauen mit gesundem Zahnfleisch. Dies geht aus einer prospektiven Studie in Cancer Epidemiology, Biomarkers & Prevention (2017; 26: 1255–65) hervor, die auch für Brustkrebs, Lungenkrebs, Gallenblasenkrebs und das maligne Melanom eine Assoziation findet.
Die Women's Health Initiative Observational Study (WHI-OS) ist nicht die erste epidemiologische Studie, die für Menschen mit einer schlechten Mundhygiene ein erhöhtes Krebsrisiko nachweist. Die Health Professionals Follow-Up Study hatte bereits vor einem Jahrzehnt für ältere Männer eine ähnliches Assoziation gefunden (Lancet Oncology 2008; 9: 550–8). Neu ist einzig das erhöhte Risiko auf ein Gallenblasenkarzinom, für das Jean Wactawski-Wende von der State University of New York in Buffalo eine Hazard Ratio von 1,73 ermittelte, das signifikant ist, wenn auch mit einem relativ weiten 95-Prozent-Konfidenzintervall von 1,01 bis 2,95. Für Lungenkrebs betrug die Hazard Ratio 1,31 (1,14–1,51), für das Melanom 1,23 (1,02–1,48) und für das Mammakarzinom 1,13 (1,03–1,23).
Die mit Abstand stärkste Assoziation bestand mit dem Ösophaguskarzinom. Eine Hazard Ratio von 3,28 (1,64–6,53) bedeutet, dass die postmenopausalen Frauen mit Parodontose dreimal häufiger an diesem Krebs erkranken. Die Ursache kann die epidemiologische Studie nicht erklären. Beim Ösophaguskarzinom könnte die Verbindung in Noxen bestehen, die aus den entzündeten Zahnfleischtaschen in die Speiseröhre gelangen. Bei den anderen Krebserkrankungen müssten die Noxen den Weg über die Blutbahn genommen haben.
Eine plausible Erklärung wäre das Rauchen: Rauchen ist ein bekannter Risikofaktor sowohl für die Parodontose als auch für Krebserkrankungen von Ösophagus, Lunge, Brust und Gallenblase (nicht aber für das Melanom). Die Befragung der 65.869 Frauen im Alter von 54 bis 86 Jahren in der WHI-OS ermöglichte es Wactawski-Wende jedoch, den Einfluss des Rauchens zu berücksichtigen. Die Assoziationen blieben bestehen.
Es bleibt allerdings möglich, dass die Studie die Rauchgewohnheiten zum ungenau erfasst hat. Die Parodontose könnte auch ein Marker für eine ungesunde Lebensweise sein, etwa bei der Ernährung oder im Freizeitverhalten (UV-Exposition), die von der Studie nicht erfasst wurde. Dies ändert allerdings nichts daran, dass ältere Frauen mit einer Parodontose häufiger an einem Ösophaguskarzinom erkranken, was bei der Früherkennung berücksichtigt werden könnte.
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