Passive Bewegungsschienen nach Knie- oder Schultergelenks-OP (manchmal) vorteilhaft

Köln – Passive Bewegungsschienen, die von einem Motor betrieben werden, können für Patienten nach Knie- oder Schultergelenkoperationen vorteilhaft sein. Zu diesem Ergebnis kommt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) in einem Vorbericht.
Danach zeigen diese Schienen bei drei von sieben Vergleichen, die in Studien untersucht wurden, einen Vorteil – allerdings jeweils nur für einzelne Endpunkte, nämlich beim Schmerz oder beim Bewegungsumfang. Interessierte Personen und Institutionen können bis zum 30. Januar Stellungnahmen zu diesem Vorbericht abgeben.
33 Studien analysiert
Motorbetriebene Bewegungsschienen (Continuous passive Motion, CPM) sollen die Beweglichkeit verbessern, Versteifungen verhindern und den Heilungsprozess unterstützen. In der Regel kommt die CPM nicht allein, sondern als Teil einer multimodalen Therapie zum Einsatz und ergänzt eine Physiotherapie. CPM können im stationären wie im ambulanten Bereich und zu Hause bei den Patienten angewendet werden.
Die IQWiG-Wisssenschaftler haben 33 randomisierte kontrollierte Studien zu sieben Fragestellungen identifiziert. Sechs der Studien bezogen sich auf Indikationen an der Schulter, die übrigen 27 auf das Knie. Am besten ist laut den Autoren die Datenlage für die CPM als Zusatz zur Physiotherapie nach dem Einsetzen eines künstlichen Kniegelenks.
Studienlage „eher dürftig“
Aus diesen 21 Studien konnte das Institut Daten von 1.649 Teilnehmern auswerten, bei den übrigen sechs Fragestellungen waren es jeweils weniger als 150. Daten zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität wurden in den Studien nur punktuell erhoben und auch zu unerwünschten Ereignissen, also etwa Komplikationen, liefern sie kaum verwertbare Informationen. Ausreichende Informationen vermissen die Wissenschaftler auch in Hinblick auf die verabreichten Schmerzmittel. „Mit Ausnahme der Indikation Kniegelenks-Ersatz ist die Studienlage eher dürftig“, resümieren die IQWiG-Autoren.
Insgesamt identifizierten sie drei Vergleiche, in denen die CPM offenbar Vorteile bieten: Bei der konservativen Behandlung der Schultersteife scheint es auf Basis der Daten von 128 Patienten einen Vorteil der CPM gegenüber Physiotherapie zu geben. Weniger Schmerzen haben außerdem Patienten mit einer Rotatorenmanschettenruptur. Die hier maßgebliche Studie verglich Physiotherapie plus CPM mit Physiotherapie allein. Das IQWiG sieht hier einen Anhaltspunkt für einen höheren Nutzen. „Vorteile bei anderen Endpunkten lassen die Daten indes nicht erkennen“, berichtet das Institut.
Einen Vorteil gibt es drittens laut den Studien bei Patienten mit Knietotalendoprothese. Für den Endpunkt Bewegungsumfang hat die CPM bessere Ergebnisse vorzuweisen, wenn sie ergänzend zu Physiotherapie unmittelbar nach dem Einsetzen eines künstlichen Kniegelenks in der Klinik angewendet wird.
Einen Anhaltspunkt für einen höheren Nutzen zeigen die Daten allerdings nur, wenn das Knie mindestens sechs Stunden täglich trainiert wird. Bei weniger als sechs Stunden können Patienten dagegen ihr Knie nicht besser beugen. „Vorteile oder Nachteile zeigt die CPM bei dieser Indikation für keinen der übrigen Endpunkte, seien es Schmerz, Kniefunktion, Notwendigkeit erneuter Eingriffe oder Lebensqualität“, so das IQWiG.
Die Wissenschaftler fordern weitere Studien zum Thema. „Dabei wäre es wichtig, nicht nur die Schmerzmittelgaben, sondern auch die jeweiligen Behandlungsschemata von CPM und Physiotherapie zu standardisieren und in ihrer Anwendung zu erfassen“, schreiben sie.
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