Vermischtes

Patienten lassen zweite Hepatitis-A-Impfung oft aus

  • Mittwoch, 12. Juli 2017

Frankfurt – Bei der Hepatitis-A-Vorsorge lässt die Compliance offenbar oft zu wün­schen übrig: Wissenschaftler des Statistikdienstleisters QuintilesIMS melden, dass nicht wenige Patienten auf die zweite Injektion und damit auf den kompletten Impfzyklus verzichten.

Laut Robert-Koch-Institut gehen 40 bis 50 Prozent aller in Deutschland gemeldeten Hepatitis-A-Fälle auf die sogenannte Reisehepatitis zurück. Deren Auftreten erkläre sich dadurch, dass in den industriell entwickelten Ländern mit hohem Hygienestandard lebende Menschen keine Immunität gegen das Hepatitis-A-Virus (HAV) aufwiesen und durch Reisen in Länder mit starker HAV-Verbreitung ein entsprechend hohes Infektions­risiko bestehe. Als Risikogebiete gelten allgemein Südeuropa, vor allem aber Asien, Afrika und Lateinamerika. Eine vermehrte Gefahr, sich mit dem HAV zu infizieren, besteht außerdem für bestimmte Berufsgruppen und für Personen mit einem infek­tions­gefährdenden Sexualverhalten.

Für einen optimalen Infektionsschutz empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die zweimalige Injektion.

Die Wissenschaftler des Unternehmens analysierten das Impfverhalten retrospektiv. In die Auswertungen wurden 7.323 Patienten aus 575 allgemeinärztlichen Praxen einbe­zogen sowie 3.962 Patienten, die bei Kinder- und Jugendärzten vorstellig waren. Im Mittel waren die Patienten 28 Jahre alt. Alle Patienten hatten die erste von zwei Hepatitis-A-Impfungen zwischen Januar 2011 und August 2014 erhalten. Die Nach­beobachtungsperiode erstreckte sich über 24 Monate bis August 2016. Der Immunisie­rungsplan sah die zweite Impfung im Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten nach der ersten vor, wobei je nach eingesetztem Impfstoff Toleranzgrenzen akzeptiert wurden. Patienten galten als compliant, wenn sie die zweite Impfung im empfohlenen Zeitraum und plus oder minus 25 Prozent davor oder danach erhielten.

61 Prozent aller Patienten erhielten die zweite Injektion innerhalb der definierten Toleranzzeit. Während sich nach Geschlecht kaum Unterschiede zeigten, ergab sich für jüngere Patienten unter 18 Jahren eine bessere Compliance zwischen 68 Prozent und 71 Prozent als für Ältere über 65 Jahre (61–62 Prozent). Besonders schlecht schnitt in der Untersuchung die Gruppe der 18- bis 30-Jährigen ab (54–56 Prozent).

„Patienten sollten mittels Recall-Maßnahmen wie einer SMS auf das Handy oder ähnli­chem unterstützt werden, um die Compliance zu erhöhen“, empfiehlt Karel Kostev, For­schungs­leiter bei QuintilesIMS. Ansatzpunkte zur Verbesserung der Compliance gebe es zudem bei der Aufklärung der Patienten. „So wissen wir, dass Patienten, die ein zweifaches Injektionsregime hätten durchlaufen müssen, bei einer empfangenen Einmaldosis vielfach glaubten, dass dies der Vorgabe entsprach“, so Kostev.

hil

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