Gröhe beklagt Impflücken in Deutschland

Köln/Berlin – Robert-Koch-Institut (RKI) und Bundesgesundheitsministerium (BMG) haben zur Europäischen Impfwoche an bestehende Impflücken in Deutschland erinnert. „Die aktuellen Zahlen und die Masernausbrüche zeigen, dass wir immer noch zu große Impflücken haben“, mahnte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) heute in Berlin. Dabei gehörten Impfungen zu den wirksamsten Mitteln, um Infektionskrankheiten vorzubeugen und die individuelle Gesundheit sowie die der Mitmenschen zu schützen. Er forderte im Kampf gegen die Masern eine „gemeinsame Kraftanstrengung von Ärzteschaft, Schulen, Kitas, Betrieben und Familien“.
Unter dem Motto „Impfungen wirken – Impfungen schützen in jeder Lebensphase“ unterstreicht die 12. Europäische Impfwoche vom 24. bis 30. April die Bedeutung von Impfungen als eine der wichtigsten und wirksamsten präventiven Maßnahmen in der Medizin.
Gestiegen sind die Impfquoten einer Mitteilung von BMG, RKI und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zufolge bei Windpocken, Meningokokken und Pneumokokken, hier setzt sich der positive Trend der vergangenen Jahre fort. Leicht gesunken sind sie für Tetanus, Diphtherie, Hämophilus influenzae, Polio und Hepatitis B. Vor allem die Masernimpfung erfolgt demnach häufig zu spät.
RKI-Chef spricht von unhaltbarem Zustand
Nur 73,7 Prozent des Geburtsjahrgangs 2013 waren am Ende ihres zweiten Lebensjahres gemäß der Empfehlung der Ständigen Impfkommission zweimal gegen Masern geimpft, im Bundesschnitt hatten 2015 nur 92,8 Prozent der Schulanfänger die maßgebliche zweite Masern-Impfung erhalten. Die für die Elimination der Masern erforderliche Impfquote von 95 Prozent für zwei Impfungen, die als Indikator für eine ausreichende Bevölkerungsimmunität dient, wird unter Schulanfängern bislang nur in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern erreicht. „Damit ist jedes Jahr bei rund 180.000 Zweijährigen in Deutschland ein ausreichender Schutz gegen Masern ungewiss, oder sie sind gar nicht geimpft, das ist ein unhaltbarer Zustand“, sagte RKI-Präsident Lothar H. Wieler.
Die großen Impflücken bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen tragen entscheidend dazu bei, dass eingetragene Masernviren immer wieder zu vielen Krankheitsfällen führen können. Im laufenden Jahr wurden mit 410 Fällen (bis einschließlich 13. KW) bereits mehr Masernerkrankungen als im Jahr 2016 (325 Fälle) registriert. Die Ständige Impfkommission am RKI empfiehlt daher die Masernimpfung allen nach 1970 geborenen Erwachsenen, die in der Kindheit nicht oder nur einmal geimpft wurden, oder bei denen der Masern-Impfstatus unklar ist.
Unterschiedliche Informations- und Beratungsangebote sollen nun impfmüde Menschen aufwecken. So zeigt beispielsweise eine interaktive Karte VacMap des RKI jahrgangs- und altersspezifisch die Masern-Impfquoten für alle Land- und Stadtkreise und macht so lokale Unterschiede und Lücken im ganzen Bundesgebiet deutlich. Die BZgA erläutert in zwei neuen Erklärvideos, warum Kinder und Erwachsene sich impfen lassen sollten.
Auch die Bundesregierung macht sich im Kampf gegen die Masern stark – zum Beispiel durch das 2015 verabschiedete Präventionsgesetz. Es erlaubt Kitas oder Schulen, ungeimpfte Kinder und Jugendliche vorübergehend auszuschließen, um einen Krankheitsausbruch zu verhindern. Zudem können Gesundheitseinrichtungen wie etwa Krankenhäuser ungeimpfte Bewerber ablehnen oder ungeimpftes Personal versetzen, um Patienten besser vor einer Ansteckung zu schützen.
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