Ärzteschaft

Patientensicherheit im „Corona-Tunnel“

  • Donnerstag, 16. April 2020
/goodluz, stock.adobe.com
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Berlin – Eine sichere Patientenversorgung muss während sowie auch nach der Corona­krise gewährleistet bleiben. Neben der Krisenbewältigung gehe es nun darum, absehbare ge­fährliche Krankheitsverläufe aller Patientengruppen zu vermeiden, schrieb das Akti­ons­bündnis Patienten­sicherheit (APS) diese Woche in einem Positionspapier.

In der Coronaversorgung müsse alles getan werden, was möglich ist, betonte die Vorsit­zende des APS, Ruth Hecker. „Aber wir dürfen auch nicht über das Ziel hinausschießen, weil sonst mehr Leben durch abgesagte, verschobene oder vermiedene Versorgung verlo­ren gehen als durch die Pandemie selbst“, erklärte sie.

Das oberste Gebot in der Patientenversorgung, die sichere Behandlung aller Patienten und das Vermeiden von unerwünschten Ereignissen, gelte nicht nur für die Coronapa­tien­ten, schreibt das Bündnis. „Gerade für die Schwächsten kann es beim aktuellen Tun­nelblick auf Corona leicht zur Unterversorgung kommen,“ sagte Heike Morris, stellvertre­tende Vorsitzende im APS.

Das Versorgungsdefizit entstünde teilweise durch Entscheidungen der Anbieter im Ge­sundheitswesen – wie geschlossene Abteilungen und gesperrte Bettenkapazitäten – andererseits durch die Angst der Menschen vor zusätzlichen Infektionsrisiken während der Behandlung.

Das Aktionsbündnis erklärte, es brauche klare Kriterien, nach denen Krankenhäuser ent­scheiden sollten, welche Termine vorerst verschoben werden können und welche nicht. Beispielsweise müssten neben der Notfallversorgung auch onkologische Operationen weiter durchgeführt werden.

Die Kosten von Morgen

Notfälle wie Schlaganfälle oder Herzinfarkte wären bereits um rund 40 Prozent zurück­gegangen, schreibt der Verein. Dies sei epidemiologisch nicht zu erklären. Die absehba­ren Folgeschäden und ihre Kosten müsse jedoch die Gesellschaft tragen.

Darüber hinaus hält das Bündnis die aktuelle Situation von leeren Hausarztpraxen und überlastetem Krankenhauspersonal für problematisch. Die Bevölkerung müsse breit öffentlich aufgeklärt werden, welche Anlaufstellen es für Probleme gibt, die nicht auf COVID-19 bezogen sind.

Es müsse deutlich werden, dass Menschen weiterhin im Notfall den Rettungsdienst rufen können „damit Patienten das Vertrauen zurückgewinnen, dass sie nach wie vor in Akut­situationen gut versorgt werden“, schreibt das APS.

Eventuell seien dafür die Versorgungsstrukturen von Notfällen und Coronapatienten von­einander zu trennen. Ambulant oder stationär – es brauche nun regionale Regelun­gen, wo welche Patientengruppen bestmöglich versorgt werden können, heißt es im Po­sitionspapier.

Eine funktionierende Zusammenarbeit der beiden Sektoren sei gerade jetzt essenziell.
Nach der Pandemie könnten zukünftige Versorgungstrukturen durch Lehren aus der Krise effizienter gestaltet werden. Vor allem notfallmedizinische Telekonsile würden sich ge­rade sinnvoll etablieren. Diese positiven Trends gelte es zu verstärken und verstetigen.

Das Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS)

Im gemeinnützigen Verein „Aktionsbündnis Patientensicherheit“ haben sich Vertreter der Selbstverwaltung der Gesundheitsberufe, ihrer Fachgesellschaften und Verbände mit Pa­tientenorganisationen sowie Krankenhäusern und Partnern aus Versicherungs­wirtschaft und Pharmaindustrie zusammengeschlossen.

Das Netzwerk setzt sich für eine sichere Gesundheitsversorgung ein und widmet sich seit 2005 der Erforschung, Entwicklung und Verbreitung dazu geeigneter Methoden.

jff

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