Paul-Ehrlich-Institut veröffentlicht Übersicht zu Impfnebenwirkungen

Langen – In den Jahren 2022 und 2023 sind dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) bei rund 105 Millionen Impfungen 8.659 Verdachtsfälle zu Impfstoffnebenwirkungen beziehungsweise Impfkomplikationen gemeldet worden. Das geht aus einer Übersicht im aktuellen Bulletin zur Arzneimittelsicherheit hervor (Ausgabe 3/2024).
Die Fälle beziehen sich auf alle Impfungen außer gegen SARS-CoV-2, für die eine eigene Auswertung erschienen ist. Die Analyse umfasst Kinder und Erwachsene.
Impfungen sind eine effektive Maßnahme zum Schutz vor Infektionskrankheiten, sie können aber auch unerwünschte Wirkungen zeigen. Meldungen von Nebenwirkungen nach Impfungen erhält das PEI nach dem Infektionsschutzgesetz über die Gesundheitsämter beziehungsweise die zuständige Landesbehörde.
Ärzte und Apotheker, die Impfungen durchführen, sind gesetzlich verpflichtet, Verdachtsfälle von Impfkomplikationen, die über das übliche Ausmaß einer Impfreaktion hinausgehen, dem zuständigen Gesundheitsamt namentlich zu melden.
Dieses meldet in den Verdachtsfall in pseudonymisierter Form direkt an das PEI oder an die zuständige Landesbehörde, die wiederum an das PEI weiterleitet. Zusätzlich erhält das PEI Meldungen der Arzneimittelkommissionen der Apotheker und der Ärzte.
In 3,4 Prozent der gemeldeten Verdachtsfälle wurde ein bleibender Schaden nach Impfung berichtet. Das PEI erhielt 74 Meldungen mit einem tödlichen Ausgang (0,9 Prozent der Meldungen), davon sieben bei Kindern und Jugendlichen sowie 14 bei Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 64 Jahren und 42 bei Personen über 65 Jahren. In weiteren elf Einzelfallberichten gab es keine Angabe des Alters.
Aber: In keinem Fall schätzte das PEI den Zusammenhang zwischen der Impfung und der berichteten Todesursache als „konsistent“ ein, da andere Ursachen wahrscheinlicher waren, zum Beispiel Komplikationen der Grunderkrankungen. In anderen Fällen war der zeitliche Abstand zu der Impfung nicht plausibel.
Die meisten Verdachtsfälle bei Kindern wurden nach Impfung mit Bexsero, einem Impfstoff gegen Meningokokken B (n=306), dem HPV-Impfstoff Gardasil 9 (n=281) sowie nach Impfung mit dem Mumps-Masern-Röteln-Impfstoff Priorix (n=254) berichtet.
Bei Erwachsenen – einschließlich Personen ohne Altersangabe – war in rund 52 Prozent der Verdachtsfallmeldungen der rekombinante, adjuvantierte Impfstoff Shingrix zum Schutz vor Herpes zoster und postherpetischer Neuralgie verimpft worden.
Das PEI hat im Rahmen einer Studie Verdachtsfallmeldungen von Herpes zoster nach Impfung mit Shingrix untersucht. Die Ergebnisse deuten dem Institut zufolge nicht auf einen kausalen, sondern lediglich einen zeitlichen Zusammenhang mit der Shingrix-Impfung hin.
Laut dem PEI fällt auf, dass prozentual mehr Meldungen erwachsene Frauen als Männer betreffen. Allerdings ist diese Geschlechterdifferenz bei schwerwiegenden Nebenwirkungen geringer ausgeprägt.
„Es ist weiterhin unklar, ob Frauen gegebenenfalls berichtsfreudiger sind oder tatsächlich im Vergleich zu Männern mehr unerwünschte Reaktionen nach Impfung entwickeln“, hieß es aus dem PEI.
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