PCOS: Letrozol erhöht Chance auf Schwangerschaft
Hershey – Der Aromatasehemmer Letrozol kann Frauen mit Polyzystischem Ovarialsyndrom (PCOS) helfen, ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Die Zahl der Lebendgeburten war in einer direkten Vergleichsstudie im New England Journal of Medicine (2014; 371: 119-129) sogar höher als unter der derzeitigen Standardtherapie mit Clomifen. Auch die bessere Verträglichkeit spricht für Letrozol, das allerdings in einigen Tierversuchen teratogen war.
Etwa 5 bis 10 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter haben ein PCOS, das durch die Kombination von Oligo/Anovulation, hohen Androgenspiegeln und polyzystischen Ovarien gekennzeichnet ist. Die aktuellen Rotterdam-Kriterien fordern zwei der drei Kriterien (die Diagnose kann also auch beim Fehlen von Ovarialzysten gestellt werden).
Eine häufige Folge sind Fertilitätsstörungen, die bisher mit Clomifen behandelt wurden. Clomifen blockiert Östrogenrezeptoren im Hypothalamus und täuscht damit einen Östrogenmangel vor. Dies hat eine erhöhte Ausschüttung von Gonatropinen und damit eine Hyperovulation zur Folge.
Zu den häufigsten „Nebenwirkungen“ von Clomifen gehören deshalb Mehrlingsschwangerschaften. Der Aromatasehemmer Letrozol, der die Synthese von Östrogenen hemmt, erzeugt im Gegensatz zu Clomifen einen echten Östrogenmangel, der ebenfalls eine Gegenregulation in der Hypophyse auslöst. Die Zahl der heranreifenden Eizellen ist allerdings geringer als bei Clomifen, was die Zahl der Mehrlingsschwangerschaften begrenzen könnte.
Genau dies zeigen jetzt die Ergebnisse der Studie, die das US-amerikanische Reproductive Medicine Network an zehn Zentren durchführen ließ. Insgesamt 750 infertile Frauen im Alter von 18 bis 40 Jahren, bei denen nach den modifizierten Rotterdam-Kriterien ein PCOS diagnostiziert worden war, wurden über maximal fünf Zyklen mit Clomifen oder Letrozol behandelt.
Das Ziel, die Entbindung von einem gesunden Kind, wurde unter Letrozol bei 103 von 374 Frauen (27,5 Prozent) erreicht, während im Clomifen-Arm nur 72 von 376 Frauen (19,1 Prozent) ein Kind gebaren. Richard Legro von der Penn State University in Hershey errechnet eine Rate Ratio von 1,44, die mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 1,10 bis 1,87 statistisch signifikant war.
Hinzu kommt, dass die Häufigkeit von Mehrlingsgeburten unter Letrozol mit 3,9 Prozent deutlich niedriger war als unter Clomifen, wo 6,9 Prozent der Frauen mehr als ein Kind austrugen. Clomifen war auch mit einer erhöhten Rate von Hitzewallungen assoziiert, während Letrozol häufiger zu Abgeschlagenheit und Schwindelgefühlen führte.
Eine erhöhte Rate von Fehlbildungen wurde unter Letrozol nicht beobachtet. Die Studie war allerdings nicht groß genug, um hier endgültig Entwarnung zu geben. Letrozol steht unter dem Verdacht teratogen zu sein, seit bei Ratten eine Zunahme fetaler Missbildungen (Schädel und Wirbelsäule) beobachtet wurden, die allerdings in Experimenten an Kaninchen nicht bestätigt wurden. Da Letrozol vor und nicht während der Schwangerschaft eingesetzt würde, könnte die Gefahr gering sein. Legro rät allerdings zu weiteren Studien.
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