Politik

PEI: Keine Gefahr für Patienten – Ärzte sollen weiter gegen Grippe impfen

  • Freitag, 26. Oktober 2012

Köln – Nach der Rücknahme der Freigabe für zusammen rund 750.000 Impfstoffdosen der Grippeimpfstoffe Begripal und Fluad betont der Präsident des Paul-Ehrlich-Institutes (PEI), Klaus Cichutek, dass keine Gefahr für Patienten besteht und Ärzte weiterhin gegen Grippe impfen können.

Uploaded: 26.10.2012 20:42:04 by mis
Klaus Cichutek dpa

5 Fragen an Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Institutes

DÄ: Welche Probleme bestanden bei den zurückgehaltenen beziehungsweise zurückgenommenen Chargen der Grippe­-Impfstoffe?
Cichutek: Bei Impfstoffen, die für den italienischen Markt bestimmt, aber noch nicht ausgeliefert waren, wurden Ausflockungen beobachtet. Rück­sprachen mit dem Hersteller Novartis und Untersuchungen haben gezeigt, dass auch bei einem Intermediat von Impfstoffen für Deutschland solche Ausflockungen auftraten, also bei Vorstufen des endgültigen Impfstoffes. Für alle Impfstoffchargen, die mit diesem Intermediat hergestellt wurden, haben wir die entsprechenden Freigaben widerrufen.

DÄ: Welche Konsequenzen könnte es haben, wenn Impfstoffe mit derartigen Ausflockungen verabreicht würden?
Cichutek Aus früheren Erfahrungen wissen wir, dass schwere Lokalreaktionen vorkommen könnten, es vor allem aber in seltenen Fällen zu systemischen anaphylaktoiden Reaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock kommen könnte.

Die Reaktionen treten innerhalb von Stunden auf. Bei Patienten, die vor einigen Tagen geimpft wurden, ist nicht mit Spätreaktionen zu rechnen.

DÄ: Sollen Ärzte nun eher abwarten oder weiter gegen Grippe impfen?
Cichutek: Die Grippeimpfung kann ununterbrochen weitergehen! Das PEI hat schnell und aus meiner Sicht angemessen reagiert und die Freigaben für Chargen mit möglichem Risiko zurückgezogen. Dies dient dem Schutz der Patienten. Unsere schnelle Reaktion zeigt, dass die Überwachung funktioniert. Die in Deutschland auf dem Markt befindlichen Grippe-Impfstoffe sind verträglich und wirksam.

Ich empfehle aber, Influenza-Impfstoffe vor dem Verabreichen einmal kurz aufzuschütteln und genau zu betrachten. Die Ausflockungen sind mit dem bloßen Auge gut zu erkennen. Ein Impfstoff mit Ausflockungen darf nicht verabreicht werden.

DÄ: Wie ist die aktuelle Versorgungssituation mit Grippeimpfstoffen?
Cichutek: Das PEI hat alles getan, um die Versorgung mit Impfstoff zu gewährleisten, indem es die Chargenfreigabe für bisher etwa 14 Millionen Influenza-Impfstoffdosen wie immer zügig erteilt hat. Vier Chargen des Impfstoffs Begripal und eine Charge des Impfstoffs Fluad, insgesamt rund 750.000 Impfstoffdosen, werden vom Hersteller zurückgerufen. Bei der Beseitigung möglicher lokaler Engpässe aufgrund von Herstellungsproblemen werden wir die Krankenkassen unterstützen.

DÄ: Mittelfristig sehen Sie also auch keine Gefahr für Engpässe?
Cichutek: Über die lokale Versorgungssituation haben wir keine Informationen und sind nicht zuständig. Insgesamt verläuft die Chargenfreigabe der Grippeimpfstoffe in diesem Jahr zeitlich leicht verzögert, weil die Impfstoffe auf Antigen eines neuen Influenza A- und eines neuen Influenza B-Stämme umgestellt werden mussten. Aber das liegt im Rahmen der normalen Schwankungen zwischen den einzelnen Jahren. Vorsorglich beraten wir gemeinsam mit den Krankenkassen und den Landesbehörden, mit welchen Maßnahmen wir einem möglichen Engpass begegnen können.

hil

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