Ärzteschaft

Periphere arterielle Verschlusskrankheit oft unterschätzt

  • Dienstag, 15. Oktober 2019
/psdesign1, stockadobecom
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Mannheim – Patienten, die an einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) lei­den, haben ein vier- bis sechsfach erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlagan­fall. Dies werde jedoch häufig unterschätzt, warnt die Deutsche Gesellschaft für Gefäß­chirurgie und Gefäßmedizin (DGG) anlässlich ihrer 35. Jahrestagung.

Die pAVK, auch Schaufensterkrankheit oder Claudicatio intermittens genannt, veranlasst Betroffene, das Gehen aufgrund von Wadenschmerzen immer wieder zu unterbrechen und stehen zu bleiben. In Deutschland leidet laut DGG jeder fünfte Über-65-Jährige an dieser Durchblutungsstörung in den Beinen. Ursache ist eine Arteriosklerose.

„Früherkennung ist extrem wichtig – und sehr einfach“, betonte der Präsident der DGG, Dittmar Böckler. Patienten mit Risikofaktoren – vor allem Männer in höherem Alter, akti­ve oder Ex-Raucher, Personen mit Diabetes, Übergewicht und Bluthochdruck – sollten dazu rechtzeitig mit Ultraschall untersucht werden, so der ärztliche Direktor der Klinik für Gefäß­chirurgie und Endovaskuläre Chirurgie am Universitätsklinikum Heidelberg.

Schmerzen beim Gehen, nicht heilende Wunden, unterschiedliches Wachstum der Zehen­nägel an linkem und rechtem Fuß sowie fehlender Haarwuchs am Schienenbein seien Hinweise auf eine schlechte Durchblutung. Mitunter könne auch eine erektile Dysfunk­tion das erste Symptom einer pAVK sein.

„Treten beim Gehen Schmerzen nach sich wiederholender Gehstrecke von beispielsweise 200 Metern immer in der gleichen Muskelgruppe an Wade und Oberschenkel auf, ist eine Schaufensterkrankheit und damit Durchblutungsstörung der Arterien wahrscheinlich“, so Böckler.

Wichtigste Technik zur Früherkennung einer pAVK ist die Untersuchung der Fußpulse und eine Doppler-Druckmessung an Arterien an Arm und Knöchel, die den Knöchel-Arm-Index oder Ankle-Brachial-Index (ABI) bestimmt. „Bei einem ABI-Wert unter 0,9 ist die Diagnose pAVK gesichert“, so der Gefäßexperte.

Bei der Schaufensterkrankheit stehe zunächst die konservative Therapie im Vordergrund: gesunde Ernährung, körperliche Bewegung, Gewichtabnahme, Nikotinverzicht, Blutdruck­kon­trolle. Zur Therapie zähle außerdem eine Blutverdünnung mit einem Thrombozyten­aggregationshemmer. Weitere wichtige begleitende Medikamente seien Blutdruck- und Blutfettsenker.

Ein entscheidendes Ziel der Therapie sei, eine Amputation von Zehen, Unter- oder Ober­schenkel zu verhindern. „Unter einer optimierten medikamentösen Begleittherapie, kombi­niert mit einem überwachten strukturierten Gehtraining, liegt die Amputations­wahrschein­lich­keit auf zehn Jahre bezogen unter drei Prozent“, so Böckler.

Schreite die Gefäßerkrankung weiter voran, sodass der Patient nächtliche Ruheschmer­zen oder offene Stellen und Wunden entwickle, sollte er sich in einem interdisziplinär aufge­stellten, zertifizierten Gefäßzentrum vorstellen. Die moderne Gefäßchirurgie stelle eine Vielzahl an Therapieverfahren bereit, um die arterielle Durchblutung des betroffe­nen Beines wieder zu verbessern, betonte Böckler.

hil

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