„Pflege-Bahr“ laut PKV-Verband stark nachgefragt

Berlin – Als „großen Erfolg“ hat gestern der Vorsitzende des Verbandes der Privaten Krankenversicherung (PKV), Reinhold Schulte, die staatlich geförderte Pflegezusatzversicherung bezeichnet, besser bekannt als „Pflege-Bahr“.
„Eine Sonderumfrage unter unseren Mitgliedsunternehmen hat ergeben, dass Ende Mai bereits über 125.000 Menschen einen Fördertarif abgeschlossen hatten. Da aktuell jeden Tag etwa 1.000 neue Anträge hinzukommen, steuern wir inzwischen sogar schon die Marke von 150.000 Verträgen an“, sagte Schulte auf der Mitgliederversammlung seines Verbandes.
Dabei belegten die Daten noch einen weiteren, sehr erfreulichen Trend: Die geförderte Pflegezusatzversicherung werde besonders stark von jungen Leuten im Alter zwischen 25 und 35 Jahren abgeschlossen. Schulte: „Das freut mich ganz besonders. Denn je früher man mit der Vorsorge beginnt, desto geringer ist der Beitrag und desto höher ist die Leistung.“
Wer beim Start mit 20 Jahren eine geförderte Pflegeversicherung für nur zehn Euro Eigenbeitrag abschließe, könne mit der staatlichen Förderung in Höhe von fünf Euro eine monatliche Leistung von knapp 2.000 Euro absichern – „also mehr als das Dreifache der gesetzlich definierten Mindestleistung in Höhe von 600 Euro“.
Scharfe Kritik an der Stiftung Warentest
Überhaupt kein Verständnis hat der Vorsitzende des PKV-Verbandes für die Kritik der Stiftung Warentest am Pflege-Bahr: „Wenn als Testmaßstab eine Art Vollkaskoschutz in der Pflege angelegt wird, dann hat dies mit der Realität nichts zu tun“, betonte Schulte. Es sei erklärtermaßen niemals die Absicht der Politik, eine Pflege-Vollkaskoversicherung zu schaffen; nicht in der gesetzlichen Pflegepflichtversicherung und auch nicht in der geförderten Pflegezusatzversicherung.
Zudem seien in dem Test ein „Golf“ (staatlich gefördert für 19 Euro monatlich) mit einem „Mercedes“ (nicht gefördert für 55 Euro monatlich) verglichen worden. Schulte: „Wenn durch Testberichte letztlich bei den Menschen der Eindruck entsteht, es sei besser, gar nicht vorzusorgen, dann laden die Verfasser eine schwere Verantwortung auf sich, über die sie noch einmal nachdenken sollten.“
Die Stiftung Warentest hatte die Pflegezusatzversicherung in der Mai-Ausgabe der Zeitschrift Finanztest schlecht bewertet.
Wer eine private Zusatzversicherung für den Pflegefall abschließt, bekommt seit Jahresbeginn unter bestimmten Voraussetzungen monatlich fünf Euro Zuschuss vom Staat für eine Pflege-Tagegeldversicherung. Die Regierung will damit mehr Anreize für die private Pflegevorsorge geben, weil die gesetzliche Pflegeversicherung im Pflegefall nur einen Teil der Kosten abdeckt.
Die geförderten Tarife sind laut der Stiftung Warentest nicht zu empfehlen, wenn es darum geht, die finanzielle Lücke zu schließen. Die Reform mit dem Pflege-Bahr „löst das Absicherungsproblem der weit überwiegenden Zahl der Verbraucher“ nicht, schrieb Finanztest-Chefredakteur Hermann-Josef Tenhagen.
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