Pflegebedürftige bei Finanzangelegenheiten oft überfordert

Berlin – Viele Angehörige befürchten, dass der Hilfebedarf von Pflegebedürftigen ausgenutzt wird und hatten bereits Berührung mit finanziellem Missbrauch, Betrug oder Trickdiebstahl. Das geht aus einer Befragung hervor, die das Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) initiiert hat.
Das ZQP kontaktierte in einer bundesweiten Erhebung mehr als 1.000 pflegende Angehörige zum Thema Pflegebedürftigkeit und Finanzen. Die Arbeitsgruppe fragte dabei auch nach Befürchtungen und Erfahrungen rund um Ausbeutung und finanzielle Schädigung der Pflegebedürftigen.
Einbezogen wurden Personen im Alter von 40 bis 85 Jahren, die seit mindestens sechs Monaten eine Person ab 60 Jahren mit anerkanntem Pflegegrad im häuslichen Umfeld unterstützen.
33 Prozent der befragten Angehörigen berichteten, dass die pflegebedürftige Person jederzeit einen guten Überblick über ihre Finanzen hat. 25 Prozent sagten, dass diese ihre Bankgeschäfte immer oder häufig eigenständig erledigt. Eine Mehrheit der Angehörigen (57 Prozent) unterstützt allerdings die pflegebedürftige Person regelmäßig bei finanziellen Angelegenheiten.
Dabei sorgen sich viele Befragte um die finanzielle Sicherheit der Pflegebedürftigen und nehmen das Thema finanzielle Ausbeutung als relevante Bedrohung wahr.
Neun von zehn befragten Angehörigen (90 Prozent) sind der Meinung, dass pflegebedürftige Menschen allgemein besonders gefährdet sind, einen finanziellen Schaden durch Betrug oder Ausnutzung zu erleiden.
37 Prozent berichten von mindestens einem entsprechenden Fall von versuchtem oder vollendetem Betrug oder Trickdiebstahl durch außenstehende Dritte zum Nachteil der pflegebedürftigen Person. 19 Prozent sagen, ein solcher habe sich innerhalb der vergangenen zwölf Monate ereignet. In jedem fünften Fall ist der Person laut Auskunft der Angehörigen dabei ein Schaden entstanden.
43 Prozent der befragten Angehörigen befürchten zudem, bei einer Schädigung der pflegebedürftigen Person selbst finanziellen Belastungen ausgesetzt zu werden, etwa, weil sie dann für deren Lebenshaltungs- oder Pflegekosten aufkommen müssten.
„Es wird zum Teil unterschätzt, dass sowohl Vertraute und Bekannte als auch unbekannte Täter, die zum Teil hochgradig organisiert agieren, ein Risiko für die finanzielle Sicherheit und Selbstbestimmung von älteren pflegebedürftigen Menschen darstellen können“, sagte Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des ZQP.
Die Ergebnisse unterstrichen die Notwendigkeit, das Thema finanzielle Selbstbestimmung und Schutz vor finanzieller Ausbeutung in der häuslichen Pflege ernst zu nehmen und pflegende Angehörige in ihrem Handeln zu unterstützen, betonte er.
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