Pharmaunternehmen bei Geschäftsbeziehungen zu Ärzten zunehmend kritisch
Berlin – Die deutschen Pharmaunternehmen sehen ihre Geschäftsbeziehungen zu niedergelassenen Ärzten zunehmend kritisch und sind sensibler für Korruptionsgefahren geworden. Das berichten die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PriceWaterhouseCoopers (PwC) und die Universität Halle-Wittenberg in der Studie „Wirtschaftskriminalität – Pharmaindustrie“.
Die Autoren befragten zunächst 36, dann für eine Folgeuntersuchung 50 Unternehmen aus der Pharmabranche. Danach sehen rund drei Viertel der befragten Unternehmen ein signifikantes Korruptionsrisiko bei der Überlassung von Geräten, der Vergabe von Anwendungsbeobachtungen und Beraterverträgen.
Im Jahr 2011 war das Problembewusstsein deutlich schwächer ausgeprägt: Nur gut jedes zweite Unternehmen sah die Geräteüberlassung (50 Prozent), Beraterverträge (54 Prozent) oder die Auftragsvergabe von Studien (53 Prozent) als potenzielle Einfallstore für Korruption.
„Offenkundig haben prominente Verdachtsfälle, in denen niedergelassene Ärzte für mehr oder weniger verdeckte Zuwendungen bevorzugt bestimmte Medikamente verschrieben haben sollen, den Pharmaunternehmen die Risiken deutlich vor Augen geführt“, sagte Michael Burkhart, Partner bei PwC und Leiter des Bereichs Gesundheitswesen und Pharma. Er kritisierte aber, die Unternehmen täten nach wie vor zu wenig, um derartige Absprachen zu unterbinden.
Der Studie zufolge waren zwischen 2009 und 2011 gut vier von zehn Unternehmen (42 Prozent) von Wirtschaftskriminalität betroffen. Damit liegt die Quote leicht unter dem branchenübergreifenden Durchschnitt von 52 Prozent. Fast vier von fünf geschädigten Pharmaunternehmen berichteten über einen Reputationsverlust durch Wirtschaftskriminalität. Eine Beeinträchtigung der Geschäftsbeziehungen konstatierten sogar 85 Prozent der Betroffenen, und rund 60 Prozent mussten zur Aufarbeitung von Schadensfällen signifikante Ressourcen in die Öffentlichkeitsarbeit investieren.
PwC weist darauf hin, dass Korruption „keineswegs die einzige Deliktart ist, mit der sich Pharmaunternehmen auseinandersetzen müssen“. Die mit Abstand häufigste Deliktart in der Pharmabranche seien Verstöße gegen das Patent- beziehungsweise Markenrecht.
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