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Pharmaverband mahnt mehr Maßnahmen zur Fachkräftesicherung an

  • Donnerstag, 25. Juli 2024
/angellodeco, stock.adobe.com
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Berlin – Der Verband der forschenden Arzneimittelhersteller (vfa) mahnt mehr Maßnahmen zur Sicherstellung des Fachkräftebedarfs an. Europa und die USA seien bei der Zahl der Beschäftigten in Forschung und Entwick­lung (F&E) bereits weit hinter China zurückgefallen.

Zwar steige die Zahl der Beschäftigten in F&E hierzulande kontinuierlich, allerdings weit weniger als in China, heißt es in einem heute veröffentlichten Report des Verbands. Die Konkurrenz um Spitzenkräfte nehme erheblich zu.

Bis zur Jahrtausendwende hätten sich die größten Talentepools in Europa und den USA entwickelt. So seien in Europa im Jahr 1991 in Vollzeitäquivalenten rund 840.000 Menschen mit Innovationsaufgaben betraut. Rund 30 Jahre später habe sich diese Zahl später mit über 1,8 Millionen mehr als verdoppelt.

Die USA wiederum würden bei diesen Zahlen in etwa gleichauf liegen – jedoch bei einer um ein Viertel ge­ringeren Bevölkerungszahl. „Gemessen daran lenken die USA also deutlich mehr Ressourcen in innovative Tätigkeiten“, heißt es in dem Report.

Demgegenüber stehe der Aufstieg Chinas zum weltweit führenden Forschungsstandort. Im Jahr 2007 habe die Volksrepublik in dieser Kategorie Europa überholt. Seit 2013 würden dort mehr Vollzeitäquivalente in F&E eingesetzt als in Europa und in den USA zusammen. 2020 waren es demnach mit 4,5 Millionen Beschäftigten knapp eine Million mehr.

Von allen F&E-Beschäftigten würden knapp 42 Prozent auf China entfallen, gefolgt von der EU mit 17,2 Pro­zent und den Vereinigten Staaten mit 16,5 Prozent. Innerhalb Europas sei weiterhin Deutschland führend, das mit rund 26 Prozent den größten Anteil zur F&E-Beschäftigung beitrage.

Die Zahlen beziehen sich nicht auf die Pharmaindustrie allein, allerdings sei in ihr der Anteil der F&E-Be­schäftigten an der Gesamtbeschäftigtenzahl mit rund 17 Prozent so hoch wie sonst nur in der Elektrotechnik und der Automobilindustrie. Jeder sechste Beschäftigte in diesen Branchen arbeite demnach in der F&E.

Führend sei die Pharmaindustrie hingegen beim Personalkostenaufwand für Wissenschaftler und Forschungs­personal: Er liegt je Vollzeitstelle bei durchschnittlich 124.000 Euro im Jahr, gefolgt von der Chemiebranche mit rund 116.000 Euro. Auf Platz drei folgt mit größerem Abstand die Automobilindustrie mit 103.000 Euro.

„Damit liegen die F&E-Löhne in der Pharmaindustrie gut 30 Prozent über dem Durchschnitt der Industrie und fast 40 Prozent über dem gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt“, heißt es im Report.

Allerdings sei genau in diesem Bereich der Fachkräftemangel besonders groß. Hinzu komme noch der große und steigende Bedarf im Bereich der IT. Es sei deshalb sinnvoll, die Industriepolitik mehr auf die Stärkung der innovativen Sektoren auszurichten – auch weil mit China „nun ein weiterer großer Wirtschaftsraum mit un­gleich größeren Kapazitäten zum globalen F&E-Powerhouse gewachsen“ sei.

„Für das Wachstum des Pharmastandorts ist es von zentraler Bedeutung, die Fachkräftesituation zu verbes­sern und damit das Wachstumspotenzial hochzuhalten“, unterstreicht der Verband.

Ein Aufbau des F&E-Personalbestands könne perspektivisch nur gelingen, wenn die Ausbildung in den MINT-Bereichen ausgeweitet und die Durchlässigkeit des Arbeitsmarkts durch Bildung und Weiterqualifikation aber auch im internationalen Austausch gestärkt werde.

Vor allem im IT-Bereich könnten die schnell wachsenden Anforderungen nur bewältigt werden, wenn die lau­fende Weiterbildung diese Kompetenzen in der Breite der Belegschaft stärke. Der IT-Bereich sei in den Spit­zen­qualifikationen stark umkämpft, da viele Branchen auf die Querschnittskompetenzen in der IT zurück­greifen würden.

Zudem müssten die eigenen Potenziale hochqualifizierter Fachkräfte besser ausgenutzt werden. Gerade bei Frauen und älteren Erwerbstätigen müsse man eine stärkere und längere Einbindung ermöglichen.

Die Integration Eingewanderter in das Bildungssystem müsse gestärkt und höheren Anreize für ausländische Fachkräfte sowie die Weiterqualifikation von Experten aus anderen Branchen gesetzt werden. Im Wissen­schaftssystem sollten außerdem die Potenziale des internationalen Austauschs verstärkt genutzt und er­leichtert werden.

Das Zuwanderungsrecht Deutschlands sei zwar mittlerweile modern, bedürfe aber der institutionellen Un­ter­setzung: Mittlerweile scheitere die Fachkräftezuwanderung nicht mehr an den Regeln, sondern vielmehr an ihrer Auslegung und Umsetzung.

lau

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