Polen und Tschechien richten Lazarette in Stadien ein

Warschau – Polen und Tschechien rüsten sich weiter für den Kampf gegen SARS-CoV-2. Polen will im Warschauer Nationalstadion ein provisorisches Krankenhaus für Coronapatienten einrichten. Die tschechische Armee hat mit den Vorbereitungen für den Aufbau eines Feldkrankenhauses begonnen.
„Wir wollen, dass die ersten 500 Betten bereits vor Ende der Woche für Patienten verfügbar sind“, sagte Polens Kanzleichef des Premierministers, Michal Dworczyk, dem Sender Radio Zet. Das Krankenhaus, das im Konferenzraum des Stadions entstehen soll, werde auch über rund 50 Intensivpflegebetten verfügen, erklärte der Regierungsbeamte.
Das Stadion war für die Fußballeuropameisterschaft 2012 gebaut worden. Das Gesundheitspersonal für das provisorische Krankenhaus will die Regierung sowohl aus Warschau als auch von außerhalb rekrutieren. Außerdem soll es durch Gesundheitskräfte aus Armee und Feuerwehr ergänzt werden. Er sei überzeugt, dass es genug Personal geben werde, betonte Dworczyk.
Vorbereitungen für die Einrichtung von temporären COVID-19-Krankenhäusern laufen auch in anderen Regionen Polens. Das Land verzeichnete in den vergangenen Wochen einen starken Anstieg an Neuinfektionen. Vorgestern wurden mehr als 9.600, gestern mehr als 8.500 Fälle gemeldet.
Deshalb wuchs die allgemeine Sorge, ob die Kapazität des Gesundheitssystems für eine schnell wachsende Anzahl an COVID-19-Patienten ausreichen werde, die eine Krankenhausbehandlung und Intensivbetreuung brauchen. Mehrere Krankenhäuser klagten bereits über Personalmangel.
In Tschechien hat die Armee begonnen, erste Container mit medizinischem Gerät für ein Feldkrankenhaus auf dem Prager Messegelände zu verladen, wie das Verteidigungsministerium bekanntgab. Der Konvoi soll sich heute auf den Weg in die Hauptstadt machen.
„Der Kampf gegen die Pandemie ist jetzt nicht nur für die Armee die Aufgabe Nummer eins“, sagte Verteidigungsminister Lubomir Metnar.
Das Feldkrankenhaus soll im Fall einer Überlastung der Krankenhäuser mit Coronapatienten als Reservekapazität zur Verfügung stehen. Es hat einen voll ausgerüsteten Operationssaal, eine Intensivstation, ein Labor und Röntgengeräte. Insgesamt sollen knapp 500 Betten zur Verfügung stehen.
Tschechien kämpft mit rapide steigenden Ansteckungszahlen. Am vergangenen Freitag kamen 11.105 bestätigte Fälle hinzu, wie vorgestern aus Behördendaten hervorging. Damit wurde erstmals die Schwelle von 10.000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden überschritten.
Nach Angaben der EU-Agentur ECDC steckten sich in Tschechien innerhalb von 14 Tagen im Schnitt 770,5 Menschen je 100.000 Einwohner an. Das war der höchste Wert unter allen EU-Mitgliedstaaten. Tschechien hat knapp 10,7 Millionen Einwohner.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: