Ärzteschaft

Positiv- und Negativempfehlungen sollen Patientensicherheit bei Operationen verbessern

  • Mittwoch, 20. September 2017
/Tobilander, stock.adobe.com
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Nürnberg – Bei der Behandlungsqualität und damit der Patientensicherheit in der operativen Anästhesie gibt es noch Luft nach oben. Darauf hat die Deutsche Gesell­schaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) hingewiesen. Sie hat nun ein Papier mit Positiv- und Negativempfehlungen für die Anästhesiologie bei erwachsenen Patienten vorgelegt.

Damit will die DGAI anästhesiologische Maßnahmen, die dem aktuellen Stand der Wissenschaft entsprechen und derzeit noch zu selten umgesetzt werden, stärken. Und gleichzeitig Maßnahmen, für deren Nutzen es an Nachweisen mangelt, aus der Versorgungsroutine streichen. „Mit der Umsetzung der Positiv- und Negativempfehlungen wollen wir flächendeckend die anästhesiologische Versorgung unserer Patienten optimieren“, sagte DGAI-Präsident Bernhard Zwißler. Die Empfehlungen seien einfach und unabhängig von der Versor­gungs­stufe der anästhesiologischen Einrichtung überall umsetzbar. Zu den Positiv­empfehlungen zählen die Etablierung von Sicherheitsprotokollen wie beispielsweise die WHO Surgical Safety Checklist.

Übergabeprotokolle wichtig

Zusätzlich empfiehlt die DGAI den Einsatz standardisierter Übergabeprotokolle, die sicherstellen sollen, dass alle an einer Operation Beteiligten die gleichen Informatio­nen besitzen. Des Weiteren rät die Fachgesellschaft zu Fehlervermeidungssystemen, etwa bei der Arzneimittelgabe. So könnten farblich kodierte Spritzen die Verwechs­lungsgefahr reduzieren. Darüber hinaus sollte auch das Patient Blood Management (PMB) einen höheren Stellenwert erhalten. Dabei werden zunächst jene Patienten identifiziert, die schon vor der Operation eine Anämie (Blutarmut) aufweisen.

„Das PMB zielt darauf ab, patienteneigene Blutressourcen bestmöglich zu schonen und zu stärken", erklärte DGAI-Präsidiumsmitglied Kai Zacharowski. Zudem sollten nach einer Operation Risikofaktoren, die zu Komplikationen führen können, schneller erkannt und behandelt werden. Dabei helfen Risikoprognosesysteme, die postoperative Übelkeit und Erbrechen erfassen.

Verzichtet werden soll der DGAI zufolge hingegen im Vorfeld einer Operation auf die rein routinemäßige Durchführung von technischen Voruntersuchungen wie EKGs, Labortests und das Röntgen des Brustkorbs zugunsten einer sehr zielgerichteten Untersuchung bei Risikopatienten. Auch sollten während einer Operation erhebliche Blutdruckabfälle vermieden werden. Ferner rät die Fachgesellschaft zur Zurückhaltung bei Bluttransfusionen. Diese sollten lediglich in Ausnahmesituationen eingesetzt werden, da sie sowohl mit einer erhöhten Infektionsrate sowie Sterblichkeit einhergehen.

hil/sb

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