HIV-Infektionsrisiko sinkt bei Bluttransfusion auf eins zu zehn Millionen

Köln – Transfusionsmediziner können die Gefahr, sich bei einer Bluttransfusion mit HIV zu infizieren, heute nahezu ausschließen. Darauf hat die Deutsche Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie (DGTI) hingewiesen. In den 1980er-Jahren bestand in Deutschland bei einer medizinischen Behandlung, bei der Blut oder Blutprodukte verwendet werden, noch eine Gefahr, sich mit HIV zu infizieren.
„Heute können wir das Risiko einer Infektionsübertragung fast vollkommen verneinen“, sagte Birgit Gathof, Leiterin der Abteilung Transfusionsmedizin am Universitätsklinikum Köln auf der Jahrestagung der Fachgesellschaft Ende Oktober in Köln. Dank der in den vergangenen Jahren entwickelten Testverfahren und Sicherheitsmaßnahmen sei die Wahrscheinlichkeit, sich bei einer Bluttransfusion mit HIV anzustecken, von etwa eins zu einer Million auf etwa eins zu zehn Millionen gesunken.
Die sorgfältige Auswahl der Blutspender sei ein erster Schritt, um die Sicherheit von Bluttransfusionen zu gewährleisten. Jeder potenzielle Spender muss laut Fachgesellschaft vor der eigentlichen Spende einen ausführlichen Fragebogen ausfüllen. Dabei werden Angaben zum Sexualverhalten, Krankengeschichte, aber auch zu Fernreisen und Körperschmuck erhoben. „Diese Fragen helfen uns dabei, Rückschlüsse zu ziehen, ob sich ein Spender mit einem Erreger infiziert haben könnte“, so Gathof.
Nach dieser Selbstauskunft folgten umfangreiche Laboruntersuchungen: „Alle Erstspender werden zunächst auf unterschiedliche Erkrankungen hin getestet“, erläuterte Lutz Gürtler, emeritierter Direktor des Friedrich-Loeffler-Instituts für medizinische Mikrobiologie der Universität Greifswald. Jede einzelne Blutspende werde zudem noch einmal gesondert untersucht, um sicherzustellen, dass keine infizierten Spenden in Umlauf gelangten. Seit 1985 wird jede Blutspende auf das Vorhandensein von Antikörpern gegen HIV untersucht. Seit 2004 ist es zudem Pflicht, Blutspenden mithilfe eines Nukleinsäure-Nachweises auf HIV-Erbmaterial zu untersuchen.
„Grundsätzlich werden Personen, die an einer durch Blut übertragbaren Infektion erkrankt sind, dauerhaft von der Spende ausgeschlossen. Personen, die beispielsweise durch eine Fernreise oder Drogenkonsum ein erhöhtes Infektionsrisiko aufweisen, werden zeitweise von der Blutspende ausgeschlossen“, erklärte der Experte in Köln.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: