Medizin

Pregabalin lindert Rest­less-Legs-Syndrom

  • Donnerstag, 13. Februar 2014

Baltimore – Pregabalin, ein zur Behandlung neuropathischer Schmerzen zugelassener Agonist des Neurotransmitters GABA, hat in einer Vergleichsstudie im New England Journal of Medicine (2014; 370: 621-631) in der Behandlung des Restless-Legs-Syndroms eine zumindest gleich gute Wirkung erzielt wie der Dopaminagonist Pramipexol. Es kam aber deutlich seltener zu einer Augmentation, die damit eher eine Folge der Behandlung als eine Komplikation der Erkrankung ist.

Seit der zufälligen Entdeckung durch den türkischen Neurologen Sevket Akpinar, dass L-Dopa (mit Benserazid) die Symptome unmittelbar verbessert, gilt L-Dopa und später auch seine Agonisten als Mittel der Wahl beim Restless-Legs-Syndrom, das 2,7 Prozent aller Erwachsenen das Einschlafen erschwert.

Die Wirkung von L-Dopa ist so frappierend, dass sie als wichtiges diagnostisches Krite­rium gilt. Nicht alle Patienten vertragen aber die Therapie mit L-Dopa oder Dopamin-Agonisten auf Dauer. Bei vielen kommt es nach einiger Zeit zu einer paradoxen Verschlech­terung der Symptome, die als „Augmentation“ bezeichnet wird und heute als wichtigste Nebenwirkung der Therapie gilt. Die Augmentation führt dazu, dass die Symptome früher am Abend auftreten, insgesamt stärker sind und sich gelegentlich auch auf die Arme ausbreiten.

Die Ursache der Augmentation ist nicht bekannt. Ihre Häufigkeit nimmt jedoch im Verlauf der Therapie mit Dopamin-Agonisten zu, was eine dopaminerge Funktionsstörung vermuten lässt. Aber auch eine Verschlechterung durch den natürlichen Verlauf der Erkrankung konnte bisher nicht ausgeschlossen werden.

Auf der Suche nach Alternativen wurden in den letzten Jahren auch andere „neuro­logische“ Wirkstoffe getestet, darunter Pregabalin. Das GABA-Analogon wurde 2004 als Antiepileptikum und zur Therapie peripherer neuropathischer Schmerzen eingeführt. Erste Studien der letzten Jahre haben gezeigt, dass Pregabalin (wie auch das verwandte Gabapentin) beim Restless-Legs-Syndrom wirkt, zu deren Behandlung es aber bisher keine Zulassung hat.

In der aktuellen Studie hat der Hersteller Pregabalin in der Tagesdosis von 300 mg über 52 Wochen mit Pramipexol in den Tagesdosierungen von 0,25 mg oder 0,5 mg an 719 Patienten mit einem mittelschweren bis schweren Restless-Legs-Syndrom verglichen. In den ersten 12 Wochen wurden die Wirkstoffe teilweise gegen Placebo getestet.

Pregabalin: Signifikant stärkere Wirkung als Placebo
Wie Richard Allen von der Johns Hopkins Universität in Baltimore und Mitarbeiter berichten, erzielte Pregabalin eine signifikante stärkere Wirkung als Placebo. Dies war auch bei Pramipexol in der höheren Dosierung der Fall. Im direkten Vergleich war Pregabalin etwas stärker wirksam als Pramipexol, es kam aber auch häufiger zu Therapieabbrüchen, so dass die beiden Wirkstoffe als gleichwertig eingestuft werden können.

Hinsichtlich der Augmentation gab es jedoch deutliche Unterschiede. Sie wurde unter der höheren Dosis von Pramipexol von 7,7 Prozent der Patienten und in der niedrigeren Dosierung von 5,3 Prozent angegeben, wobei die Rate im Verlauf der Therapie anstieg. Unter Pregabalin betrug die Inzidenz nur 2,1 Prozent und nahm im Verlauf der Therapie tendenziell ab.

Für Allen steht deshalb fest, dass die Augmentation eine iatrogene Verschlechterung des Krankheitsbildes durch dopaminerge Wirkstoffe ist. Der Wechsel auf ein Medikament mit einem anderen Wirkungsmechanismus könnte ihn deshalb vermeiden. Allen weist aber auch darauf hin, dass die höhere Rate von suizidalen Gedanken, Schwindel­gefühlen und Schläfrigkeit und eine Gewichtszunahme die langfristige Akzeptanz einer Behandlung mit Pregabalin einschränken könnte.

rme

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