Ärzteschaft

Private Finanzinvestoren breiten sich in der ambulanten Medizin aus

  • Montag, 22. September 2025
Röntgen Radiologie
/Graphicroyalty, stock.adobe.com

München – Private Finanzinvestoren drängen zunehmend in den Bereich der ambulanten Medizin. Das zeigen neue Analysen, die heute die Kassenärztliche Vereinigung (KV) und die Landesärztekammer in Bayern zusammen mit anderen Verbänden vorgelegt haben.

Danach haben Private-Equity-Gesellschaften, also Investmentunternehmen, die Kapital von institutionellen und vermögenden privaten Investoren sammeln, um Gewinne zu erwirtschaften, allein dort in den vergangenen Jahren hunderte Arztpraxen aufgekauft und in größere Ketten überführt.

„Die ambulante Gesundheitsversorgung und das Wohl der Patientinnen und Patienten wird so zum Spielball von internationalen Private-Equity-Gesellschaften – und gerät zu Gunsten von aggressiven Buy- and Sell-Strategien ins Hintertreffen“, warnten die KV und die Landesärztekammer zusammen mit anderen Verbänden.

Insbesondere Fachgruppen mit hohem Geräte- und Technikeinsatz sind demnach für Private Finanzinvestoren interessant. So entfielen seit dem Jahr 2021 rund 90 Prozent aller Akquisitionen von Radiologiepraxen auf Investorengruppen.

Auch die Augenheilkunde verzeichne „eine beispiellose Konsolidierung“: Inzwischen gehörten bundesweit mehr als 500 augenärztliche Praxen zu internationalen Private-Equity-Ketten. Das seien dreimal so viele wie noch vor drei Jahren.

„In einigen Regionen Bayerns dominieren bereits von Private-Equity-Investoren kontrollierte Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) und Praxen die Versorgung – in einzelnen Städten wurden sogar monopolartige Strukturen festgestellt“, warnen die Verbände.

Bei den fachübergreifenden MVZ stecke in Bayern hinter jedem fünften MVZ mittlerweile eine Private-Equity-Gesellschaft. Vor fünf Jahren waren es laut den Verbänden lediglich neun Prozent.

Von Private-Equity kontrollierte MVZ und -Praxisketten konzentrieren sich laut Analyse überproportional auf urbane Ballungsräume und wirtschaftlich attraktive Gegenden.

So befänden sich fast die Hälfte aller MVZ in Deutschland in Großstädten, weitere rund 39 Prozent in mittleren Zentren. In ländlichen Regionen, wo die Großzahl an Versorgungsengpässen auftrete, befänden sich hingegen lediglich 15 Prozent dieser MVZ und -Praxisketten.

„Der ärztliche Nachwuchs kann mit den Kaufpreisen für Praxen nicht mithalten und wird in manchen Fachrichtungen zunehmend zur Anstellung in solchen Einrichtungen gezwungen“, bemängeln die Verbände. Den Patienten entschwinde somit zunehmend die Wahl zwischen arztgeleiteten Praxen und MVZ und verstärkt auf Gewinnmaximierung basierenden Versorgungsangeboten.

Die ärztlichen Verbände fordern von der Politik, Monopolstellungen zu verhindern und eine plurale Versorgungslandschaft beizubehalten. Die ärztliche Unabhängigkeit müsse bewahrt und die Therapiefreiheit vor sachfremden Einflüssen geschützt werden. Nötig sei letztlich, Private-Equity-Übernahmen zu verbieten, befinden die Ärzteverbände.

An dem Aufruf beteiligen sich neben der KV Bayerns und der Landesärztekammer auch der Bayerische Hausärztinnen- und Hausärzteverband, der Dachverband Bayerischer Fachärztinnen und Fachärzte (DBFF), der Sozialverband VdK Bayern und der Verband medizinischer Fachberufe.

hil

Diskutieren Sie mit:

1

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Kommentare (1)

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung