Privatversicherer setzen neuen Risikokapitalfonds für E-Health-Start-ups auf

Berlin – Die Unternehmen der privaten Krankenversicherung (PKV) legen einen neuen Wagniskapitalfonds auf. Er soll mehr als 100 Millionen Euro in digitale Start-ups im Gesundheitswesen investieren.
Nachdem der PKV-Verband vor vier Jahren den Fonds „Heal Capital“ ins Leben gerufen hat, soll an dessen Aktivitäten nun mit „Heal Capital 2“ angeknüpft werden. „Heal Capital“ hat nach Angaben des PKV-Verbands mittlerweile ein Volumen von mehr als 100 Millionen Euro und fördert aktuell 18 europäische Start-ups aus den Bereichen Diagnostik, Therapie und Infrastruktur.
Mehr als 20 Unternehmen der privaten Krankenversicherung seien in „Heal Capital“ engagiert. „Sie verfolgen das gemeinsame Ziel, die medizinische Versorgung für alle zu verbessern“, erklärte Verbandsdirektor Florian Reuther gestern bei der Vorstellung des Fonds in Berlin. Denn die geförderten Innovationen würden nicht nur privat versicherten Patientinnen und Patienten zugutekommen.
Im Portfolio von „Heal Capital“ befinden sich derzeit das Berliner Dermatologie-Start-up Formel Skin, die digital integrierte Hausarztkette Avi Medical sowie der KI-Symptomchecker Infermedica. Das das Portfolio fast vollständig gefüllt sei, sei es Zeit gewesen, einen weiteren Fonds aufzusetzen, erklärte Eckhardt Weber, Founding Managing Partner von „Heal Capital“.
Eine Besonderheit des Fonds sei zudem die Kombination aus finanziellen Investitionen und der Bereitstellung von Know-how zum Zugang zur medizinischen Versorgung sowie zur Erstattungsfähigkeit, erklärte Reuther.
„Die private Krankenversicherung unterstreicht damit ihren Anspruch des Innovationsmotors im deutschen Gesundheitssystem“, unterstrich der Vorstandsvorsitzende des Verbands, Thomas Brahm. „Mit Erfolg: Im Bereich Digital Health zählt ‚Heal Capital‘ mittlerweile zu den größten Wagniskapitalfonds in Europa.“
Mit Ende der laufenden Investitionsperiode im vierten Quartal 2024 werde der Folgefonds voraussichtlich ein Volumen von deutlich mehr als 100 Millionen Euro erreichen. Zudem werde der Kreis der beteiligten Unternehmen erweitert. Zu den PKV-Unternehmen stoßen weitere Investoren wie der European Investment Fund (EIF), die Medice Health Family sowie eine schweizerische Versicherung.
„Unser Ziel ist es, den PKV-Fonds zum Fonds der Gesundheitswirtschaft zu machen“, kündigte Reuther an. Dafür erhielt er Unterstützung aus dem Bundesfinanzministerium (BMF). Es fehle nicht an öffentlichen Investitionen, erklärte Katja Hessel, parlamentarische Staatssekretärin im BMF. Tatsächlich sei die Quote der öffentlichen Investitionen hierzulande höher als beispielsweise in den USA.
Der Schwachpunkt in Deutschland sei vielmehr der private Kapitalmarkt, es fehle an einer Kapitalmarktkultur und entsprechend auch an verfügbarem Venture Capital, also Risikokapital. „Heal Capital 1 war bereits ein großer Erfolg für die Weiterentwicklung unseres Venture-Capital-Ökosystems, doch wir brauchen mehr davon“, betonte Hessel.
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