Protonen-Pumpen-Inhibitoren können den Nieren schaden

St.Louis – In einer US-Kohorte entwickelten Patienten, die eine Behandlung mit Protonen-Pumpen-Inhibitoren (PPI) begannen, in den folgenden fünf Jahren signifikant häufiger ein chronisches Nierenversagen als Patienten, denen H2-Blocker verordnet wurden. Laut der Studie in Kidney International (2017; doi: 10.1016/j.kint.2016.12.021) war nur die Hälfte der Erkrankungen auf vorausgegangene Episoden eines akuten Nierenversagens zurückzuführen, die als mögliche Komplikation von PPI bekannt sind.
Protonen-Pumpen-Inhibitoren (PPI) gehören aufgrund ihrer guten Wirkung bei septischen Ulzera und ihrer guten Verträglichkeit zu den am häufigsten verordneten Medikamenten. Einige Wirkstoffe sind auch rezeptfrei erhältlich, wo sie aufgrund der schnellen Wirkung bei Sodbrennen populär sind. In den letzten Jahren mehren sich jedoch die Hinweise, dass die dauerhafte Einnahme der Gesundheit schaden könnte.
Zu den Bedenken zählen mögliche Auswirkungen auf die Nieren. PPI gehören zu den Wirkstoffen, die über eine interstitielle Nephritis ein akutes Nierenversagen auslösen. Die Komplikation wurde lange als seltenes Risiko eingestuft. Eine vor zwei Jahren veröffentlichte Kohortenstudie aus Kanada ermittelte jedoch ein dreifach erhöhtes Risiko (Hazard Ratio 3,00; 95-Prozent-Konfidenzintervall 1,64-6,14). Von den Patienten, die nach der Entlassung aus der Klinik (aufgrund der Unkenntnis des Risikos) erneut PPI einnahmen, erkrankten 7,5 Prozent ein zweites Mal an einem akuten Nierenversagen (CMAJ Open 2015; doi: 10.9778/cmajo.20140074).
Ein Team um Ziyad Al-Aly vom St. Louis Health Care System in St.Louis/Missouri untersucht, ob die Einnahme darüber hinaus auch das Risiko auf ein chronisches Nierenversagen erhöht. Die Epidemiologen verglichen die Erkrankungsrate von 125.596 US-Veteranen, die PPI verordnet bekommen hatten, mit den Daten von 18.436 Veteranen, denen die Ärzte H2-Blocker verschrieben hatten. Dieser Vergleich sollte sicher stellen, dass nicht die Grunderkrankung, die die Verordnung der Säureblocker auslöste, für das Nierenversagen verantwortlich war.
Die Anwender von PPIs erkrankten in den folgenden Jahren häufiger an einem chronischen Nierenversagen. Al-Aly gibt die Hazard Ratio (HR) für eine geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) von weniger als 60 ml/Minute/1,73 m2 mit 1,19 (95-Prozent-Konfidenzintervall 1,15-1,24) an. Auch die Diagnose einer chronischen Nierenerkrankung (HR 1,26; 1,20-1,33), ein Abfall der eGFR um mehr als 30 Prozent (HR 1,22; 1,16-1,28) oder ein chronisches Nierenversagen im Endstadium oder ein Abfall der eGFR um mehr als 50 Prozent (HR 1,30; 1,15-1,48) waren laut der Analyse bei den Anwendern von PPI signifikant häufiger als bei den Anwendern von H2-Blockern.
Der Ausschluss der Patienten, bei denen ein akutes Nierenversagen aufgetreten war (18 Prozent unter PPI und 13 Prozent unter H2-Blocker) änderte die Ergebnisse kaum. Bei den Anwendern der PPI kam es weiterhin häufiger zu einem Abfall des eGFR auf unter 60 ml/min/1,73 m2 (HR 1,22; 1,17-1,27), zur Diagnose eines chronischen Nierenversagens (HR 1,29; 1,22-1,36) zu einem Rückgang der eGFR um mehr als 30 Prozent (HR 1,26; 1,19-1,32) sowie zum Endstadium des chronischen Nierenversagens oder einem Abfall der eGFR um mehr als 50 Prozent (HR 1,35; 1,19-1,53).
Laut weiteren Berechnungen von Al-Aly treten zwischen 44 und 47 Prozent der chronischen Nierenerkrankungen als Folge eines akuten Nierenversagens auf. Die andere Hälfte der Erkrankungen könnte auf eine allmähliche Schädigung der Nieren zurückzuführen sein.
Die Ergebnisse einer retrospektiven Kohortenanalyse sind nicht beweisend. Es ist weiter denkbar, dass die Grunderkrankung der Auslöser des Nierenversagens war. Nicht-steroidale Antiphlogistika, die die Nieren schädigen, kommen als Erklärung nicht infrage, da sie nicht häufiger an PPI-Anwender verordnet wurden.
Wie PPI die Nieren chronisch schädigen, wurde laut Al-Aly bisher nicht untersucht.
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