Prozess um Niels H.: Zeuge erhebt Vorwürfe gegen Klinikum Oldenburg

Oldenburg – Im Mordprozess gegen Ex-Pfleger Niels H. hat ein ehemaliger Kollege schwere Vorwürfe gegen das Klinikum Oldenburg erhoben. Die Klinik habe ihm einen Anwalt zur Seite stellen wollen, der seine Angaben vor Behörden und vor dem Landtag habe kontrollieren wollen, sagte der Zeuge heute vor dem Landgericht Oldenburg.
Dies habe er abgelehnt. Nachdem im Landtag eine Erklärung des 55-Jährigen vorgelesen worden sei, habe der Anwalt ihn sogar angerufen. Er habe wissen wollen, warum er die Aussage nicht vorher mit ihm abgesprochen habe. Dies habe er als Vorwurf verstanden.
Die Klinikleitung bestritt unterdessen die Vorwürfe. „Wir haben auf keine Mitarbeiter Druck ausgeübt, sondern ihnen angeboten, einen Anwalt zu stellen“, sagte Vorstandsvorsitzender Dirk Tenzer.
Der Zeuge hatte die Aufklärung der Todesfälle am Klinikum Oldenburg ins Rollen gebracht, als er 2014 zur Polizei ging. Schon 2006 hätten Kollegen ihn gebeten, anonym Anzeige gegen Högel zu erstatten. Da er damals eine schwere Depression gehabt habe, habe er sie gebeten, dies selbst zu tun. Danach sei aber nichts passiert, vermutlich aus Angst vor der Klinikleitung.
In diesem Fall habe sich der Zeuge sogar selbst schriftlich an die Klinik gewandt und um anwaltlichen Beistand gebeten. Diesen habe er auch in Anspruch genommen. Über die Inhalte der Beratungen habe das Klinikum Oldenburg keine Kenntnis.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Ex-Krankenpfleger Mord an 100 Patienten in den Kliniken Oldenburg und Delmenhorst vor. Er soll seine Opfer mit verschiedenen Medikamenten zu Tode gespritzt haben.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: