Psoriasis: Bundesregierung ignoriert WHO-Beschluss
Berlin – Die Bundesregierung hat bisher nicht hinreichend auf die Appelle der Weltgesundheitsorganisation (WHO) reagiert, in der Öffentlichkeit mehr Bewusstsein für Psoriasis zu schaffen. Ihrem Ärger an der fehlenden Unterstützung im Kampf gegen Versorgungsdefizite und Stigmatisierung der Betroffenen haben Ärzte und Betroffene heute anlässlich des morgigen Weltpsoriasistags Luft gemacht.
„Die Bundesregierung ignoriert die Resolution und die über zwei Millionen Menschen mit Schuppenflechte in Deutschland“, sagte Ottfrid Hillmann, Vorsitzender des Deutschen Psoriasis Bundes, mit Blick auf eine bereits 2014 von der WHO verabschiedete Resolution. Mit ihr wurde die Schuppenflechte in den Kreis jener nicht-ansteckenden Erkrankungen aufgenommen, die international einer größeren Anstrengung bedürfen, um die medizinische Versorgung zu verbessern.
„Bisher hat das Bundesministerium auch nicht den Anliegen von Patientenorganisationen und Dermatologen entsprochen, an die bereits bestehenden erfolgreichen Projekte anzuknüpfen und mit ihnen zusammenzuarbeiten“, fügte Matthias Augustin, Leiter des Competenzzentrums für Versorgungsforschung in der Dermatologie (CVderm), hinzu.
Erst kürzlich hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Global Report für Psoriasis vorgelegt, der feststellt, dass Menschen mit Psoriasis weltweit, auch in entwickelten Ländern, nicht nur unter der erheblichen Krankheitslast, sondern auch unter einer inakzeptablen Stigmatisierung leiden. Gleichzeitig fordert die WHO ihre Mitgliedstaaten auf, mehr öffentliches Bewusstsein für die Erkrankung zu schaffen, Kampagnen gegen Stigmatisierung zu starten, für einen verbesserten Zugang zur Versorgung zu sorgen und die Forschung zur Psoriasis zu unterstützen. Dass das Bundesgesundheitsministerium nicht reagiere, stehe im Widerspruch zu den Verpflichtungen, die jeder Mitgliedstaat zur Umsetzung eines WHO-Beschlusses eingehe, kritisierte der Hamburger Dermatologe.
Dabei gibt es angesichts der Ausgrenzung von Schuppenflechtekranken im Alltag noch viel zu tun, wie das Beispiel von Martin Bäumer deutlich macht. Der an Psoriasis erkrankte niedersächsische CDU-Landtagsabgeordnete sollte in einem Hotel in Berlin eine Sonderreinigungsgebühr von 30 Euro entrichten, weil sein Zimmer laut Hoteldirektion aufgrund der Hautschuppen nicht zum „normalen“ Tarif gereinigt werden könne. Das Management des Hotels habe sich letztlich zwar entschuldigt, aber das Ganze als einmaligen Fehler dargestellt, so der Landtagsabgeordnete. „Ich habe nicht das Gefühl gewonnen, dass man verstanden hat, was dort passiert ist“, berichtete Bäumer.
Welche Rolle die Dermatologen bei der Verbesserung der medizinischen Versorgung von Schuppenflechtekranken spielen, machte Ralph von Kiedrowski, Vorstandsmitglied des Berufsverbandes der Deutschen Dermatologen (BVDD), anhand eins im Alltag umsetzbaren „Behandlungspfades Psoriasis“ deutlich. Von einer Gruppe niedergelassener Hautärzte des Netzwerkes Onkoderm verfasst, stellt er eine praktische Umsetzungsempfehlung der S3-Leitlinie dar.
Dabei wurde unter anderem eine Untergliederung der Schweregradeinteilung bei Schuppenflechte vorgenommen. Bislang gilt für die Therapieentscheidung die Differenzierung zwischen leichter und mittelschwer/schwerer Ausprägung. Nun schlägt die Autorengruppe die Einführung einer „sehr schweren“ Verlaufsform vor. „Ziel des neuen Behandlungspfades ist die Verbesserung der ambulanten Versorgung der Schuppenflechte, da trotz des WHO-Global-Report immer noch Versorgungsdefizite bestehen“, so von Kiedrowski.
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