Ärzteschaft

Psychiater informieren über seelische Gesundheit

  • Montag, 10. Oktober 2016

Berlin/Stuttgart/München – Auf die Bedeutung psychischer Erkrankungen für das Gesund­­heits­wesen, den Arbeitsmarkt und das Leben der Betroffenen weisen psychiatrische Einrichtungen anlässlich des heutigen „Welttages der Seelischen Gesundheit“ hin. „Psychische Erkrankungen gehören heute in Deutschland zu den größten gesundheitlichen Herausforderungen“, betonte die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), Iris Hauth.

20 bis 30 Prozent der individuellen Krankheitslasten gingen in Europa auf Depressionen, Angststörungen und andere psychische Krankheitsbilder zurück. „Sie verursachen hohe direkte Krankheitskosten und stehen heute ganz vorne bei den Ursachen für Arbeits­ausfallzeiten und Frühberentungen“, so Hauth. Notwendig sind laut der DGPPN-Präsidentin neue „gestufte, bedarfsgerechte, personen­zentrierte und sektoren­über­greifende Versorgungsmodelle, die den besonderen Bedürfnissen der Betroffenen gerecht werden“. „Dazu zählt auch, dass die berufliche und gesellschaftliche Teilhabe einen größeren Stellenwert erhält“, betonte sie.

Der Welttag der seelischen Gesundheit wurde 1992 von der World Federation of Mental Health (WFMH) mit Unterstützung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ins Leben gerufen. In diesem Jahr steht er unter dem Motto „Psychiatrische und psychologische Erste Hilfe für alle“. Der internationale Aktionstag soll dazu beitragen, eine breite Bevölkerung für Themen der seelischen Gesundheit zu sensibilisieren und Vorurteilen entgegenzuwirken.

Das „Aktionsbündnis Seelische Gesundheit“ koordiniert alle deutschen Veranstaltungen rund um den WHO-Welttag und führt sie auf einer zentralen Kommunikationsplattform zusammen.

„Ich hoffe, dass der diesjährige Welttag dazu beiträgt, Menschen in psychischen Krisen zu ermutigen, Hilfsangebote ohne falsche Scham in Anspruch zu nehmen. Es ist keine Schande, in seelischen Notlagen Hilfe in Anspruch zu nehmen“, sagte der baden-württembergische Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha (Bündnis90/Grüne). Der Minister wies darauf hin, dass das Land derzeit einen neuen Landesplan der Hilfen für psychisch kranke Menschen erarbeitet. Ziel sei es, das Netz an Hilfe- und Unter­stützungsangeboten weiterzuentwickeln und noch tragfähiger zu machen.

Eine Kampagne zum Thema Depressionen bei Erwachsenen hat Bayerns Gesundheits­ministerin Melanie Huml (CSU) heute gestartet. „Eine Depression ist behandelbar – aber es sollte möglichst frühzeitig ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden. Deshalb ist es wichtig, dass offen über diese Erkrankung gesprochen wird und Betroffene sich nicht ausgegrenzt fühlen“, sagte die Ministerin heute in München. Sie kündigte an, im Frühjahr nächsten Jahres zum Abschluss der Kampagne einen Gesund­heits­bericht zum Thema Depressionen vorzulegen.

Sie wies auf Daten der Kassen­ärztlichen Vereinigung (KV) Bayerns hin, nach der in dem Bundesland circa 1,1 Millionen der gesetzlich Versicherten im Jahr 2014 eine ambulante Diagnose „Depression“ erhalten haben. „Wenn dies für die privat Versicherten in einem ähnlichen Umfang gilt, ist insgesamt von circa 1,2 Millionen Betroffenen in Bayern auszugehen“, so Huml.

hil

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