Ärzteschaft

Psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen häufig unbehandelt

  • Freitag, 2. Oktober 2020
/master1305, stock.adobe.com
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Berlin – Fast 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland erkranken inner­halb eines Jahres an einer psychischen Störung. Das geht aus dem „Faktenblatt Psychi­sche Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen“ hervor, das die Bundespsychothera­peu­tenkammer (BPtK) heute veröffentlicht hat.

Demnach treten bei Kindern und Jugend­lichen am häufigsten Angststörungen, depressi­ve, hyperkinetische sowie dissoziale Störungen auf. „Psychische Krankheiten bei Kindern und Jugendlichen werden immer noch viel zu häufig nicht erkannt und behandelt“, sagte BPtK-Präsident Dietrich Munz.

Ihm zufolge ist trotz der Häufigkeit der Erkrankungen nur jeder 20. unter 18-Jährige in einer psychotherapeutischen Praxis in Behandlung. „Dieses Missverhältnis ist für ihre Zu­kunft gravierend, da nicht behandelte Ängste und Depressionen im Kindes- und Jugend­al­ter deutlich das Risiko erhöhen, im Erwachsenenalter erneut psychisch zu erkranken“, so Munz.

Aus dem Faktenblatt geht ebenfalls hervor, dass bei der Hälfte der Kinder, die psychische Auffälligkeiten entwickeln, diese über zwei Jahre bestehen bleiben. Ein Drittel ist auch sechs Jahre später noch psychisch auffällig.

Je schwerer und langwieriger psychische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter wer­den, desto aufwendiger und teurer sei die Behandlung. Psychische Erkrankungen sind laut BPtK auch Ausdruck sozialer Ungleichheit.

So erkrankten Kinder und Jugendliche häufiger an psychischen Störungen, wenn die El­tern einen niedrigen oder mittleren Bildungsabschluss oder ein geringes Einkommen ha­ben. In Familien mit wenigen sozioökonomischen Ressourcen seien Kinder zweieinhalb­mal so oft psychisch auffällig wie in Familien mit hohen sozioökonomischen Ressourcen.

Bei Kindern aus Familien mit mittlerem Bildungsniveau sei das Risiko, an einer Angststö­rung oder einer Depression zu erkranken, 20 bis 30 Prozent höher als bei Kindern aus Fa­milien mit hohem Bildungshintergrund. Das geringste Risiko haben dem Faktenblatt zu­folge Kinder aus Akademikerhaushalten.

hil/sb

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