Psychische Gesundheit: Hamburg zieht positives Fazit eines Modellprojekts
Hamburg – Seit Januar 2016 können sich Beschäftigte und Betriebe im Rahmen eines Modellprojekts in Hamburg an die Anlaufstelle „Perspektive Arbeit & Gesundheit“ (PAG) wenden. Das Landesgesundheitsministerium hat heute ein positives Zwischenfazit gezogen.
Demzufolge haben in den ersten eineinhalb Jahren 206 Beschäftigte und 112 Unternehmervertreter das Angebot genutzt, um sich Tipps zur psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz zu holen. Von den betrieblichen Funktionsträgern nutzten dies zur Halbzeit des Modellversuchs vor allem Mitarbeitervertretungen (38 Prozent) sowie Geschäftsleitungen und Führungskräfte (20 Prozent).
Während betriebliche Funktionsträger besonders häufig Rat zur systematischen Beurteilung von Arbeitsbedingungen suchten (70 Prozent), waren für mehr als die Hälfte der Beschäftigte vor allem Probleme in den sozialen Beziehungen am Arbeitsplatz bedeutsam (53 Prozent). Das Thema „Beschäftigungsfähigkeit“ nahm bei beiden Gruppen eine prominente Stellung ein. Mehr als zwei Dritteln der Beschäftigten (70 Prozent) und etwa jedem fünften Unternehmer (16 Prozent) empfahl die PAG eine weiterführende Stelle für konkrete Hilfeleistungen.
KMU suchen Rat
Vor allem kleinere Betriebe mit weniger Kenntnissen und Ressourcen im Arbeits- und Gesundheitsschutz nutzten das kostenlose Angebot der PAG. 44 Prozent kamen aus kleinen und mittelgroßen Betrieben (KMU). Der Blick auf die Wirtschaftszweige zeigt einen deutlichen Schwerpunkt im Gesundheits- und Sozialwesen.
26 Prozent der Funktionsträger aus Unternehmen und 27 Prozent der Beschäftigten stammen aus diesen Bereichen. Jeweils etwa ein Fünftel der Ratsuchenden arbeitet in der Dienstleistungsbranche. Die Ergebnisse einer anonymen schriftlichen Befragung hat nach Auffassung des Gesundheitsministeriums gezeigt, dass diese die Beratung als sehr hilfreich empfanden.
Während betriebliche Funktionsträger über den Kontakt zu einer Gewerkschaft, über Bekannte und über die Medien von der PAG erfahren haben, fanden Beschäftigte vor allem über Akteure im Gesundheitswesen und betriebliche Kontakte den Weg zur Beratung. 70 Prozent der Nutzer der Anlaufstelle waren weiblich. Etwa ein Drittel von ihnen war zwischen 40 und 50 Jahren alt, nur wenige waren jünger als 31 Jahre (sechs Prozent) oder älter als 60 Jahre (fünf Prozent).
Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) zeigte sich zufrieden. „Die Beratungen zeigen, dass Fragen der Beschäftigungsfähigkeit vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des zunehmenden Fachkräftebedarfes in Unternehmen eine wichtige Rolle spielen“, sagte sie heute.
Der dreijährige Modellversuch wird von der Hamburger Gesundheits- sowie der Sozialbehörde finanziert und vom Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und maritime Medizin (ZfAM) wissenschaftlich begleitet. Ziel der Anlaufstelle in der Sternschanze ist es, mit einer orientierenden Erstberatung die persönliche berufliche oder die allgemeine betriebliche Belastungssituation mit Ratsuchenden zu klären, Problemlösungen zu besprechen und gegebenenfalls an originäre Stellen weiter zu vermitteln.
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