Macht Nachtschicht depressiv?

Köln – Nachtschichtarbeit stört den zirkadianen Rhythmus und wirkt sich negativ auf die Gesundheit aus, aber: Erhöht sie auch das Risiko für Depressionen? Mit dieser Frage beschäftigt sich das Team um Peter Angerer, Universität Düsseldorf, in der aktuellen Ausgabe des Deutschen Ärzteblattes (Dtsch Arztebl 2017; 114: 404–11).
Die Forscher haben sowohl in medizinischen als auch in psychologischen Datenbanken nach Publikationen zum Thema Schichtarbeit und psychische Erkrankungen gesucht. In die Auswertung ihrer systematischen Übersicht und Metaanalyse schlossen sie longitudinale Untersuchungen von Berufstätigen verschiedener Branchen ein. Insgesamt lagen der Studie damit die Daten von rund 26.000 Personen zugrunde.
Während bei Pflegekräften eine Assoziation zwischen Nachtschicht und Depression nicht bestätigt werden konnte, wiesen Studien für andere Berufsfelder vereinzelt auf einen Zusammenhang hin. Die Uneinheitlichkeit der Befunde zu spezifischen Gruppen ließ allerdings keine abschließende Aussage zu. Das heißt, auch wenn die Ergebnisse auf ein erhöhtes Depressionsrisiko durch Schichtarbeit mit Nachtschichten – zumindest außerhalb des Gesundheitswesens – deuten, reicht dies nach Ansicht der Autoren nicht aus, um Beschäftigten mit depressiven Erkrankungen den medizinischen Rat zu geben, keine Tätigkeit in Schichtarbeit auszuüben. Sie empfehlen, betroffene Patienten, die in Nachtschicht arbeiten, engmaschig ärztlich zu begleiten und psychosoziale Belastungen, die mit dieser Arbeitsform verbunden sind, zu berücksichtigen.
In Deutschland arbeiten rund 14 Prozent der Erwerbstätigen mindestens gelegentlich nachts. Schichtbeschäftigte arbeiten und schlafen zeitversetzt zu ihrem endogenen zirkadianen Rhythmus, sodass biologische und soziale Zeit nicht übereinstimmen. Im Prinzip, so Angerer et al., entspricht dies einem schnellen Reisen durch die Zeitzonen und wird daher auch als sozialer Jetlag bezeichnet.
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