Vermischtes

Psychische Gesundheit hat sich im Laufe der Coronapandemie verschlechtert

  • Dienstag, 11. Oktober 2022
/Annett Seidler, stock.adobe.com
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Berlin – Nach einer leichten Verbesserung zu Beginn der Coronapandemie hat sich die psychische Gesundheit von Erwachsenen in Deutschland in späteren Wellen verschlechtert. Darauf deuten erste Befunde einer Unter­suchung des Robert-Koch-Instituts (RKI) hin, die heute veröffentlicht wurden.

Depressive Symptome wie Interessenverlust und Niedergeschlagenheit gingen nach der RKI-Untersuchung im Frühling und Sommer 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück. Zwischen März und September 2019 sind demnach elf Prozent der Bevölkerung über dem Schwellenwert belastet gewesen, zwischen März und September 2020 hingegen nur neun Prozent.

Im gleichen Zeitraum 2021 ist der Anteil nach RKI-Angaben der Anteil dann auf 13 Prozent gestiegen und zwischen März und Juni dieses Jahres sogar auf 17 Prozent. Diese Entwicklung ziehe sich durch alle Ge­schlechter, Bildungs- und Altersgruppen. Besonders betroffen seien Frauen, junge Erwachsene und ältere Menschen über 65 Jahre.

Auch die Entwicklung von Angstsymptomen weise auf eine Verschlechterung der psychischen Gesundheit hin, so das RKI. So hätten zwischen März und September 2021 noch sieben Prozent der Befragten eine auffällige Belastung durch Angst angegeben, zwischen März und Juni 2022 seien es schon elf Prozent gewesen.

Gleichzeitig sei der Anteil derjenigen gesunken, die ihre psychische Gesundheit als sehr gut oder ausgezeich­net einschätzten: von 44 auf 40 Prozent.

„Diese Entwicklung erfordert Wachsamkeit bei Akteurinnen und Akteuren aus Politik, Gesundheitsversorgung und -förderung sowie Prävention“, erklärte RKI-Präsident Lothar Wieler. Es bestehe der Bedarf nach weiterer Be­obachtung. Durch die RKI- Daten ließen sich Trends frühzeitig erkennen und Handlungsbedarfe für For­schung, Praxis und Politik identifizieren.

Bei den Ergebnissen handelt es sich laut RKI um einen Preprint, sie sind also noch nicht von unabhängigen Gutachtern bewertet. Die Daten stammen aus Telefoninterviews mit monatlich rund 1.000 Erwachsenen (2019-2021), aktuell mit monatlich rund 3.000 Erwachsenen.

Die Interviews wurden im Rahmen der GEDA-Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell“ und der COVIMO-Studie durchgeführt. Neben einer Frage zur selbsteingeschätzten psychischen Gesundheit wurden Screening-Fragen eingesetzt, die auf einen Abklärungsbedarf psychischer Symptome hinweisen können.

Darüber hinaus weist das RKI darauf hin, dass mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine ein weiterer akuter Stressor während des Beobachtungszeitraums (April 2019 bis Juni 2022) hinzugekommen ist.

Außerdem würden möglicherweise komplexe Effekte weiterer kollektiver Krisen wie der Klimakrise sowie saisonale Schwankungen und langjährige Trends zu den Entwicklungen beitragen – nicht nur die Coronapan­demie.

Ob ein zeitlicher Zusammenhang zwischen diesen Stressoren und der Entwicklung der psychischen Ge­sund­heit auch ursächlich zu verstehen ist, könne anhand der Studie indes nicht bewertet werden, so die Wissen­schaftlerinnen und Wissenschaftler des RKI.

PB

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