Psychotherapeuten lehnen Patientenbefragungen ab

Berlin – Die Psychotherapeuten in Deutschland lehnen Patientenbefragungen als generelles Instrument der Qualitätssicherung ab. Das zeigt eine Befragung des Deutschen Psychotherapeuten Netzwerkes (DPNW) mit 2.097 Teilnehmern.
Hintergrund ist die Einführung eines neuen Qualitätssicherungsverfahrens in der Psychotherapie. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hatte dazu das Institut für Qualität und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) beauftragt. Dies legte nun ein Modell vor, bei dem 101 Datenfelder von Patienten für jede individuelle Therapie befüllt werden sollen.
„Wir sind nicht im Hotelgewerbe, in dem das Ambiente und das Personal bewertet wird. Bei einer Operation oder einer Zahnwurzelbehandlung lassen wir auch nicht die Patienten darüber entscheiden, ob die Behandlung qualitativ gut war oder nicht“, sagte der DPNW-Vorsitzende Dieter Adler. Ein solches Befragungsverfahren sei „weder im Sinne der Patienten noch im Sinne einer qualitativ hochwertigen Behandlung“, warnte er.
Die Psychotherapeuten sprechen sich in der Umfrage hingegen dafür aus, das geltende Gutachterverfahren beizubehalten und weiterzuentwickeln. „Die Umfrage gibt uns einen klaren Auftrag. Zum Schutz der Patienten und der Behandler wehren wir uns gegen das neue aufwändige Verfahren“, sagte Adler.
Der G-BA hatte in seiner Sitzung am 17. Mai 2018 beschlossen, das IQTiG mit der Entwicklung eines einrichtungsübergreifenden Qualitätssicherungsverfahrens zur ambulanten psychotherapeutischen Versorgung gesetzlich Krankenversicherter zu beauftragen.
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