Ärzteschaft

Radiologen: Kontrastmittel­pauschalen haben zu Einsparungen für Krankenkassen geführt

  • Montag, 12. August 2019
/Alterfalter, stock.adobe.com
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Berlin – Der Berufsverband der Radiologen (BDR) wehrt sich vehement gegen die Be­richterstattung über Kontrastmittelpauschalen von Süddeutscher Zeitung, WDR und NDR. Er wies die Be­richte als „unvollständig und in ihrer Aussage unzutreffend“ zurück. Im Ge­genteil hätten die Pauschalen sogar zu erheblichen Einsparungen im Gesundheitssystem ge­führt.

Der BDR erklärte, dass Kontrastmittel vor der Nutzung von Pauschalen auf dem Wege des Sprechstundenbedarfs direkt vom Radiologen auf Vorrat beim Hersteller oder Händler bestellt worden seien. Die Preise seien der Lauer-Taxe entnommen worden und von den Kranken­kassen bezahlt worden. Mengenrabatte seien nicht vorgesehen oder möglich gewesen, so der BDR.

Entsprechend sei ein Liter Kernspin-Kontrastmittel etwa 7.000 Euro teuer gewesen. Zur glei­chen Zeit habe das identische Kontrastmittel im Krankenhauseinkauf deutlich weni­ger gekostet, weil es dort Wettbewerb gegeben habe. Krankenkassen hätten daher ver­sucht, die Preise im ambulanten Sektor durch Ausschreibungen zu reduzieren. Dies sei zunächst aber wenig effektiv gewesen, so der Radiologenverband. Die Angebote hätten meist nur gering­fügig unter dem ursprünglichen Preis gelegen.

Den Weg einiger Krankenkassen, die Preise über wirkstoffübergreifende Ausschreibungs­lose zu bilden, um so bessere Preise zu erzielen, hätten die Radiologen aus Qualitäts­grün­­den abgelehnt. Den­noch werde dies in mehreren Bundesländern wie etwa Rhein­land-Pfalz, dem Saarland oder Schles­wig-Holstein praktiziert.

Dem BDR zufolge habe Bayern als erstes Bundesland auf Pauschalen anstelle von wirk­stoffübergreifenden Aus­schreibungen gesetzt. „Der Radiologe sollte die Kontrastmittel direkt beziehen und be­zahlen, um so den Wett­bewerb zwischen Herstellern und/oder Händlern zu generieren“, erläuterte der BDR das Prinzip. Zum Ausgleich habe der Radio­loge eine Abrechnungs­ziffer (Pauschale) für den Einkauf, die Be­vorratung, die Sicherstell­ung der medizinischen Anwendung und die korrekte Indika­ti­ons­stellung im Einzelfall er­halten. Die Höhe für diese Leistungen sei zwi­schen Krankenkassen und Kassenärztli­cher Vereinigung ausgehan­delt worden.

„Das Preisrisiko ging damit auf die Ärzte über“, so der BDR. Dieser Weg werde übrigens, auch in vielen an­de­ren Fachgruppen, mit anderen Medizinprodukten praktiziert – wie bei der Dialyse oder dem Einkauf von Linsen durch Augenärzte. Dem BDR zufolge habe es durch diese Vorgehensweise „zum ersten Mal eine Wettbewerbssituation“ gegeben, in Folge dessen die Preise der Industrie für die ambulante Versorgung in Bewegung geraten seien.

„Schon die ersten Pauschalen lagen für die Krankenkassen deutlich unter den Preisen der
Lauer-Taxe und bedeuteten erhebliche Einsparungen für die Krankenkassen. Diese konn­ten dann im weiteren Verlauf, mithilfe der Radiologen, noch weiter gesenkt werden“, er­klärt der BDR. In Bayern sei die Pauschalen dann zu einem „Teil der Vergütung“ geworden, andere Bundesländer hätten nachgezogen. Zuletzt hätten die AOK Rheinland und die KV Nordrhein diesen Weg beschritten.

Der BDR machte auch deutlich, dass es zu keiner Mengenausweitung gekommen sei. Die Pauschalen seien mit einer strikten Mengenbegrenzung versehen, die eine Stei­ge­­rung des Kontrastmittelverbrauches „auch wirksam verhindert“ habe, so der BDR. An Ham­burg, Niedersachsen und auch Bremen könne nachgewiesen werden, dass keinerlei Mehr­ver­brauch von Kontrastmitteln durch die Pauschalen entstanden sei.

Pauschalen haben Kosten gesenkt

„Jeder anderslautende Vorwurf, der Radiologen eigennützige Manipulationen unterstellt, ist unseriös und anhand von Abrechnungsdaten zu widerlegen“, schreibt der BDR. Der An­teil der Kontrastmittelpauschalen je Untersuchung sei zum Beispiel in Hamburg seit Be­ginn der Regelung völlig konstant. Der Preis sei mit Einführung der Pauschalen gegen­über der Lauer-Taxe (ursprünglicher Preis bei 7.000 Euro je Liter) um 40 Prozent auf aktuell etwa 3.900 Euro je Liter abgesenkt worden.

„Dadurch aber waren die Radiologen in der Verantwortung bei Herstellern oder Händlern
Marktpreise zu erzielen. Egal, welcher Preis geboten wurde, der Radiologe erhielt für die Untersuchung mit Kontrastmittel immer nur diese Pauschale“, so der BDR. Dadurch seien sowohl Gewinne als auch Verluste für eine Praxis möglich. Für Krankenkassen und KVen bedeute das Modell hingegen eine feste kalkulierbare Größe. Die Kosten für die Kassen seien insgesamt abgesenkt worden.

Der BDR betonte, dass die Beispiele zeigten, dass – entgegen der Darstellung in Pano­ra­ma und Tagesschau – somit nicht das „Geld der Versicherten in Millionenhöhe ver­schwen­det“ worden sei. Vielmehr hätten durch die Pauschalen viele Millionen Euro an Kassengeldern eingespart werden können. Aus Sicht des BDR sind die Pauschalen rechts­konform und in der Gebührenordnung für Ärzte (EBM) eine übliche Vergütungskom­po­nente.

„Radiologen haben mit dem Pauschalen-Modell weder unzulässige Gewinne erzielt, noch die von Panorama genannten Preisspannen zur Gewinnsteigerung realisiert, da eine Pau­schale eben pauschal mehrere Kostenfaktoren abzudecken hat“, so der BDR.

Die Radiologen würden zu Unrecht angeprangert und geradezu kriminalisiert, kritisierte heute der Präsident der Ärztekammer Nordrhein, Rudolf Henke. Dabei hätten sie regelge­recht nach den Vereinbarungen zwischen Krankenkassen und Kassenärzt­lichen Vereini­gun­gen abgerechnet.

„Wer skandalisiert, wo es keinen Skandal gibt, schädigt fahrlässig oder mutwillig das An­sehen der betroffenen Berufsgruppe“, so Henke. Das könne man nicht widerspruchslos hinnehmen. Es sei unseriös, den Eindruck zu erwecken, dass sich Radiologen mittels Ab­rechnung von Kontrastmitteln ungerechtfertigt oder gar illegal bereicherten. Genau das aber suggeriere die Berichterstattung in Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR.

Die Medien hatten auf Basis interner Unterlagen aus Radiologiepraxen und von Pharma­herstellern berichtet, dass Ärzte Kontrastmittel für Aufnahmen in Computertomografen (CT) oder Magnetresonanztomografen (MRT) günstig einkauften und ein Vielfaches des Preises in Form von Pauschalen von den Krankenkassen erstattet bekämen.

Mit jedem MRT- oder CT-Gerät könnten Radiologen auf diese Weise knapp 100.000 Euro Gewinn im Jahr machen, hieß es. Nach Schätzung koste dies die Versicher­ten jährlich knapp 200 Millionen Euro, berichteten NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung.

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