Medizin

Reaktion auf Hausstaubmilben hängt vom Alter ab

  • Montag, 29. August 2016
Uploaded: 29.08.2016 15:05:18 by gießelmann
Guenther Gumhold / pixelio.de

Neuherberg – Bei erwachsenen Hausstaubmilben-Allergikern führt eine Kaskade von Entzündungssignalen zu einem krankhaften Umbau der Atemwegsstruktur, dem sogenannten Airway Remodeling. Dieser Prozess lässt sich nicht durch die standard­mäßige Cortisontherapie beeinflussen. Das berichten Forscher am Helmholtz Zentrum und der Technischen Universität München in der neuesten Ausgabe des Journal of Allergy and Clinical Immunology (DOI: 10.1016/j.jaci.2016.07.014). Zudem entdeckten die Forscher, dass Hausstaubmilben abhängig vom Alter unterschiedliche Reaktionen hervorrufen.

Je nach Alter der Patienten können als Leukotriene bekannte Botenstoffe dabei eine wichtige Rolle spielen, wie Forscher um Julia Esser-von Bieren heraus­fanden. „Es gibt zwar bereits Medika­mente, die gegen Leukotriene gerichtet sind, über die genauen Krankheits­mecha­nismen wissen wir aber noch viel zu wenig“, so die Gruppenleiterin am Zentrum Allergie und Umwelt (ZAUM), einer gemeinsamen Forschungseinrichtung des Helmholtz Zentrums und der Tech­nischen Universität München.

In Zusammenarbeit mit Benjamin Marsland vom Universitätsspital CHUV in Lausanne untersuchten die Münchner Forscher junge und erwachsene Mäuse. Dabei stellte sich heraus, dass ein Extrakt aus Hausstaubmilben unterschiedliche Reaktionen hervorrief, je nachdem in welchem Zeitfenster er auf das Immunsystem traf.

„Auffällig ist, dass Leukotriene vor allem dann eine wichtige Rolle zu spielen scheinen, wenn Erwachsene eine Allergie erwerben“, berichtet Katharina Dietz, die Erstautorin der Studie. „Sie sind Teil einer ganzen Kaskade von Signalen, die letztlich zur Reaktion auf den Hausstaubmilbenextrakt führt.“ Dabei involviert sind das Signalprotein Wnt5a, die Enzyme Transglutaminase 2 und Phospholipase A2 sowie die Leukotriene selbst. Diese Ergebnisse konnten die Wissenschaftler in menschlichen Zellen und Nasenpolypen­gewebe von Patienten bestätigen.

Interessant war für die Forscher auch, woher diese Moleküle stammen: So konnten sie zeigen, dass vor allem die Epithelzellen der Bronchien die Kaskade selber antreiben. „Bisher wurde angenommen, dass die Leukotriene bei Allergien hauptsächlich von eosinophilen Granulozyten produziert werden“, ordnet Studienleiterin Esser-von Bieren die Ergebnisse ein.

Für die Therapie bedeutet das: „Diese Kaskade lässt sich durch eine Cortison­behandlung, wie sie standardmäßig bei Allergikern durchgeführt wird, nicht aufhalten“, so Esser-von Bieren. „Die starke Präsenz der Leukotrienkaskade im entzündeten Atemwegsepithel widerlegt die verbreitete Annahme, dass strukturelle Zellen als Leukotrien-Produzenten zu vernachlässigen sind.“

Die aktuelle Studie zeigt, dass das Gegenteil der Fall ist: „Bei einer chronischen, Kortison-resistenten Entzündung in Form von Asthma oder Nasenpolypen sollte je nach Alter und Allergiestatus des Patienten die Anwendung von Medikamenten erwogen werden, die auf die Leukotrienkaskade im Atemwegsepithel zielen.“ 

EB/gie

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