Rechtsstreit um Zwangslizenz für Nexavar vor dem Abschluss
Chennai – Der Rechtstreit zwischen dem Pharmahersteller Bayer und der indischen Regierung um eine Lizenz für das Krebsmedikament Nexavar® ist in die letzte Runde gegangen. Zurzeit laufen die letzten Anhörungen – die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen erwartet, dass sie noch in dieser Woche abgeschlossen werden.
Bayer hatte gegen die Entscheidung des indischen Patentamtes Widerspruch eingelegt, das dem Unternehmen Natco im März 2012 eine Zwangslizenz zur Produktion des in Nexavar enthaltenen Wirkstoffes Sorafenib bis 2020 zugesprochen hat. Natco zahlt dafür eine Lizenzgebühr in Höhe von sechs Prozent der Verkaufserlöse an Bayer. Infolge des Wettbewerbs sanken die Kosten für die Therapie mit dem Medikament um 97 Prozent, von ursprünglich mehr als 4.000 Euro auf rund 130 Euro pro Monat. Es ist die erste Zwangslizenz, die in Indien für ein patentiertes Medikament erlassen wurde.
„Wir von Ärzte ohne Grenzen hoffen, dass in Indien alle zur Verfügung stehenden Mittel, einschließlich Zwangslizenzen, genutzt werden, um lebensnotwendige Medikamente für Menschen in Indien und in ärmeren Ländern weltweit bezahlbar zu machen“, sagte Oliver Moldenhauer, Koordinator der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland.
Das indische Gesundheitsministerium hat eine Expertenkommission einberufen, die Zwangslizenzen für weitere patentierte Medikamente prüfen soll. In Zukunft könnten also weitere Zwangslizenzen für dringend benötigte Medikamente erteilt werden, zum Beispiel für antiretrovirale Medikamente der zweiten und dritten Therapielinie von HIV.
„Die Klinik von Ärzte ohne Grenzen in Mumbai zahlt derzeit beispielsweise 1.331 Euro im Jahr für die Behandlung eines einzelnen HIV-Patienten mit dem patentierten Medikament Raltegravir“, gab die Hilfsorganisation ein Beispiel.
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