Medizin

Reha-Intervention erleichtert hirngeschädigten Patienten die Bewältigung des Alltags

  • Freitag, 23. September 2016
Uploaded: 16.02.2016 11:25:03 by mis
dpa

Köln – Selbst bei Patienten mit schweren Hirnschädigungen, die schon länger zurückliegen, können durch ein intensives vierwöchiges Rehabilitationsprogramm Ziele mit hoher Alltagsrelevanz häufiger erreicht werden als im Rahmen der ambulanten Regelversorgung. Zu diesem Ergebnis kommen Andreas Bender und Koautoren in der aktuellen Ausgabe des Deutschen Ärzteblattes (Dtsch Arztebl Int 2016; 113: 634–41)

In einer randomisierten kontrollierten Studie wurden 53 Patienten rund vier Jahre nach erlittener Hirnschädigung auf zwei Behandlungssequenzen verteilt.  Primär angestrebt wurde ein individuelles Teilhabeziel nach einem Monat. Mit Hilfe der teilhabeorientierten gezielten Reha-Maßnahme sollten die Patienten lernen, konkrete Alltagsheraus­forderungen bei Selbstversorgung und Mobilität besser zu bewältigen. Die Intervention wurde ambulant werktäglich sechs Stunden lang von einem interdisziplinär besetzten Team in einem Therapiezentrum durchgeführt.

Zu der Rehabilitationsmaßnahme gehörten auch die intensive Einbindung der Angehörigen sowie die Beurteilung der Patienten in ihrem häuslichen Umfeld. In der Kontrollgruppe wurden die Patienten weiter wie zuvor mit Heilmitteln versorgt; deren Therapeuten war zuvor das spezifische Vierwochen-Rehabilitationsziel mitgeteilt worden. In der Interventionsgruppe erreichten 61 Prozent der Patienten ihre individuellen Ziele am Ende der einmonatigen ersten Behandlungsphase, in der Kontrollgruppe hingegen nur 21 Prozent.  

Bei der Vielzahl der jährlich von Schlaganfall oder Schädel-Hirn-Trauma betroffenen Menschen sind die positiven Ergebnisse der Studie als äußerst versorgungsrelevant anzusehen. Denn nach Abschluss der stationären Rehabilitationsbehandlung sind die Teilhabe und die Lebensqualität oftmals weiterhin erheblich eingeschränkt. Aktuell sei die Versorgungsrealität nach erworbener Hirnschädigung geprägt von isoliert und in zu niedriger Frequenz stattfindenden Einzeltherapiebausteinen, kritisieren die Autoren.

Es wäre sehr viel sinnvoller, Patienten in regelmäßigen Intervallen erneut in Intensiv-Rehabilitationsprogrammen zu behandeln, um die jeweils nächsten alltagsrelevanten Ziele zu erreichen. Mit der gezielten ambulanten Reha-Intervention könne das Langzeitrehabilitationspotenzial der Patienten besser genutzt werden.

TG

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