Risiko für venöse Thromboembolie nach COVID-19 erheblich erhöht

Oxford – Ambulante Patienten mit COVID-19 haben in der akuten Phase der Infektion ein klinisch relevant erhöhtes Risiko für venöse Thromboembolien (VTE). Verstärkt wird das Risiko durch ein höheres Alter, männliches Geschlecht, Adipositas und eine Faktor-V-Leiden-Mutation.
Eine vollständige Impfung kann die Risikoerhöhung drastisch reduzieren. Dies zeigt eine retrospektive Kohortenstudie mit fast 19.000 ambulanten COVID-19-Patienten in JAMA Internal Medicine (DOI: 10.1001/jamainternmed.2022.3858).
Für die bevölkerungsbasierte Studie wurden 18.818 ambulante Patienten mit COVID-19 (März 2020-September 2021) und 93.179 per Propensity Score mit nicht-infizierten Studienteilnehmern gematcht. Alle eingeschlossenen Studienteilnehmer stammten aus der UK Biobank.
Der primäre Endpunkt der Studie umfasste tiefe Venenthrombosen und Lungenembolien innerhalb von 30 Tagen nach der Infektion. Die Patienten waren im Schnitt 64,3 Jahre alt.
Bei den COVID-19-Patienten war eine höhere VTE-Inzidenz innerhalb von 30 Tagen zu beobachten. Die Inzidenzrate lag bei 50,99 pro 1000 Personenjahre – im Vergleich zu 2,37 pro 1000 Personenjahre bei den Nicht-Infizierten (HR 21,42).
Allerdings sei das erhöhte Risiko bei vollständig Geimpften, die eine Durchbruchinfektion hatten, erheblich abgeschwächt gewesen, berichten Erstautor Junqing Xie von der University of Oxford, England, und seine Kollegen. Im Fall einer vollständigen Impfung betrug die HR nur noch 5,95 (p für Interaktion = 0,02).
Besonders gefährdet für eine VTE in den 30 Tagen nach einer COVID-19-Infektion waren ältere Personen (HR 1,87 pro 10 Jahre), Männer (HR 1,69), Ungeimpfte/Teilgeimpfte (HR 27,94), Patienten mit Adipositas (HR 1,83) sowie Patienten mit einer angeborenen Thrombophilie (HR 2,05). All diese Faktoren waren unabhängig mit COVID-19-assoziierter VTE verbunden.
„Diese Ergebnisse bekräftigen die Notwendigkeit einer Impfung gegen COVID-19, erlauben eine VTE-Risikostratifizierung und zeigen den Bedarf an gezielten Prophylaxestrategien für ungeimpfte, ambulante Patienten mit COVID-19“, schlussfolgern die Autoren.
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