Politik

RKI-Präsident: „Die Leute dürfen das Virus nicht unterschätzen“

  • Mittwoch, 8. April 2020
Prof. Dr. Lothar Wieler /picture alliance, John Macdougall
Lothar Wieler /picture alliance, John Macdougall

Berlin − Der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, hat vor Nachlässig­keit angesichts des positiven Trends bei den Corona-Zahlen gewarnt. „Die Leute dürfen das Virus nicht unterschätzen“, sagte Wieler heute im Deutschlandfunk. Er betonte erneut, dass es noch zu früh sei, über Lockerungen der Maßnahmen zu diskutieren. „Wir stehen immer noch am Anfang der Pandemie.“

Zwar zeige sich, dass die strengen Einschränkungen des öffentlichen Lebens die Zunah­me der Corona-Fallzahlen eindämmen könnten. Die Steigerung der Fallzahlen habe sich abgeflacht. Dies sei aber nur „eine Momentaufnahme“. Es dürfe auch nicht vergessen wer­den, dass „wir auch immer mehr Ausbrüche in Krankenhäusern sehen, auch in Altenhei­men oder Pflegeheimen“, wo es die besonders anfälligen und gefährdeten Menschen treffe.

Wieler appellierte erneut an die Menschen, sich an die Abstandsregeln und die empfohle­ne Hygiene zu Halten. Die Ausbreitung des Virus hänge sehr stark vom Verhalten der Be­völkerung ab. „Darum ist es mir lieber, wenn die Menschen vorsichtiger sind, als wenn sie diese Krankheit vielleicht auf die leichte Schulter nehmen“, sagte der RKI-Chef.

Angesichts der starken Einschränkungen im Alltag der Menschen äußerte Wieler zugleich Verständnis für die Ungeduld und den „Wunsch nach Lösung und nach Änderung.“

„Aber ich kann nur noch mal sagen: Wir müssen über dieses Virus und über die Krankheit mehr lernen, und die Leute dürfen das Virus nicht unterschätzen“, betonte er. Auch einfa­che Stoffmasken seien „nur ein kleines Werkzeug“ in der Coronakrise. Dies dürfe nicht da­zu führen, „dass man denkt, mit solchen Maßnahmen hätte man ein bestimmtes Problem gelöst.“

Mit Blick auf eine mögliche Exitstrategie verwies Wieler auf die politischen Entscheider. Persönlich könne er sich jedoch vorstellen, dass es schrittweise bestimmte Änderungen geben werde. Nötig sei es aber nach wie vor, die sogenannte die Reproduktionszahl auf einen Wert unter eins zu senken. Das bedeutet, dass ein Infizierter statistisch weniger als einen Menschen ansteckt.

afp

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