Politik

Robert-Koch-Institut hilft WHO bei Krisenreaktion

  • Montag, 23. Mai 2016

Genf – Das Robert-Koch-Institut (RKI) unterstützt künftig bei internationalen Gesund­heits­krisen die Abwehrmaßnahmen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als dessen offizielles Kooperationszentrum. Das Institut werde der UN-Sonderorganisation in Krisen­fällen mit Laborexperten sowie durch Schulungen stärker als bisher helfen, globale Gesundheitsrisiken einzudämmen, erklärte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) am Montag bei der 69. Weltgesundheitsversammlung in Genf.

„Krankheiten machen nicht an Landesgrenzen halt“, sagte Gröhe bei einer Zeremonie zur Berufung des RKI zum WHO-Kooperationszentrum für neu auftretende Infektionen und biologische Gefahren. „Deshalb brauchen wir eine schlagkräftige WHO, die bei internatio­nalen Gesundheitsrisiken schnell Fachleute zum Ausbruchsgeschehen schicken und Hilfskräfte international koordinieren kann.“ Die Berufung des RKI war bereits am 26. April erfolgt.

An der Weltgesundheitsversammlung beteiligen sich mehr als 3.000 Politiker, Mediziner, Forscher und weitere Experten aus 194 Staaten. Zu den wichtigsten Themen gehört eine raschere Reaktion auf Gesundheitskrisen wie die Ebola-Epidemie in Westafrika oder die Ausbreitung des Zika-Virus in Südamerika.

Aus Sicht der WHO ist der große Zika-Ausbruch in Südamerika auch Folge eines vernachlässigten Kampfes gegen die Ausbreitung von Moskitos. Es sei ein „schwerer politischer Fehler“ gewesen, entsprechende Programme in den 1970er Jahren zurückzu­fahren, erklärte WHO-Generaldirektorin Margaret Chan. Zugleich appellierte sie an alle Staaten, mehr für den Schutz der Menschen vor Erregern gefährlicher Infektionskrank­heiten wie Zika, Ebola und Gelbfieber zu tun.

„Was wir derzeit beobachten, sieht mehr und mehr wie ein dramatischer Anstieg der Bedrohung durch neue und wieder auferstehende Infektionskrankheiten aus“, warnte Chan. Die Welt sei nicht genügend vorbereitet, um damit fertig zu werden. Nach der anfangs unzureichenden Reaktion auf den Ebola-Ausbruch in Westafrika mit mehr als 11.300 Toten zwischen 2014 und 2016 sei man kurz darauf durch den Zika-Ausbruch „erneut überrascht worden, ohne Impfstoff und ohne dass genügend zuverlässige Tests für die Diagnose vorhanden waren“.

Noch „brutaler“ sei die Lektion aus dem Gelbfieber-Ausbruch mit fast 300 Toten im süd­westafrikanischen Angola. Denn gegen Gelbfieber gebe es bereits seit fast 80 Jahren einen lebenslangen Impfschutz, der jedoch in den am meisten gefährdeten Ländern viel stärker hätten verwendet werden müssen.

Chan warb für die in Gang gesetzte umfassende Reform der WHO. Sie müsse die Organisation unter anderem in die Lage versetzen, rasch und umfassend auf Gesund­heitskrisen zu reagieren. Alle 194 WHO-Mitgliedstaaten stünden in der Pflicht, die Pläne zu unterstützen und die erforderlichen Mittel bereitzustellen.

dpa

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